Kuba
Januar & Februar 2009
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Tag 6: 21.01.2009 Großraum Guantanamo Bay


Diese Nacht war wegen meiner Luft lassenden Isomatte ebenso unangenehm wie der kubanische Militärbesuch. Wir vermuteten, es hing mit dem Straflager von Guantanamo Bay zusammen. Etwa zehn Kilometer Luftlinie entfernt hatten wir unser Zelt errichtet. Man forderte uns höflich, aber bestimmt auf unsere Passe raus zu rücken. Einer der beiden Uniformierten schrieb unsere Daten auf einen weißen zerknitterten Zettel, während der andere uns musterte, ohne uns in die Augen zu schauen. Wir beobachteten beide sehr genau, denn wenn der Pass einmal weg ist, bekommen wir einigen Ärger. Mäfju fragte die beiden, ob es denn verboten ist hier zu zelten. Die Antwort war „no“ und man gab uns unsere Pässe zurück. Das war also noch einmal gut gegangen. Wir räumten alles zusammen und passten peinlichst darauf auf, nichts liegen zu lassen (nicht das uns daraus noch ein Strick gedreht wird). Zurück auf der asphaltierten Straße standen drei Militärs und checkten unsere korrekte Weiterfahrt. Es war nicht auszuschließen, daß ab sofort ein verdeckter Ermittler an unseren Reifen haftete, aber dies mussten wir erst einmal abwarten. Es war strahlend blauer Himmel und nach einigen Kilometern hatten wir Tortuguilla mit seinem Playa Yateritas (sehr nett, sandig aber leider leicht einzusehen) erreicht. Von nun an führte die Straße ins Landesinnere und auf den nächsten 120 Kilometern bis nach Santiagio de Cuba werden wir das Meer nicht mehr sehen. Die Straße stieg stetig an und am Ende kam sogar eine knackige Rampe. Mäfju zog schnell davon und wartete in Glorieta auf mich. Das Gebiet war mit Militärwagen hochfrequentiert, denn hier war der Abzweig in die Guantanamo Bay. Wir verkniffen uns ein Foto. Es folgte einer der eintönigsten Streckenabschnitte unserer bisherigen Tour. Topfeben, Gegenwind und Zuckerrohr.


Mäfju bekam von zwei Feldarbeitern eine Zuckerrohrstange geschenkt und konnte gegen die Monotonie etwas kauen. Bei Tageskilometer 50 hatten Guantanamo City erreicht. In einigen Reiseführern kommt die Stadt nicht besonders gut weg, aber wir hatten nichts Negatives an ihr auszusetzen. An einer Tankstelle aßen wir abgepackte Pizza und auf dem örtlichen Markt (den größten den wir bisher angesteuert hatten) holten wir Papayas und andere leckere Früchte zu niedrigen Preisen. Ein Schlepper (der zweite nach Baracoa), wollte uns eine Casa andrehen, aber ansonsten war es angenehm ruhig. Auffällig war der üppige Konsum, zumindest verglichen mit dem, was wir auf den anderen ländlichen Etappen gesehen hatten. Es gab zahlreiche Geschäfte, die Waren in einem gewissen Umfang anboten. Kurz bevor wir den Ort verließen, holten wir noch Wasser an einer Tankstelle und beobachteten Kubaner, die ihre Motorräder mit Benzin in Plastikflaschen abfüllten. Der gute Kontakt zum Tankwart ist für sie sicherlich sehr hilfreich, um mobil zu bleiben. Die Preise für den Liter Benzin lagen bei umgerechnet rund einem Euro. In einem nahe gelegenen Brotladen verkaufte man uns nichts, denn die Teigwaren waren nur gegen Essensmarken erhältlich. Die Ausfahrt aus der 200.000 Einwohner zählenden Stadt hatten wir trotz schlechter Ausschilderung auf Anhieb gefunden. Kurz bevor wir auf die Autobahn fahren mussten, legten wir eine Pause am Wegesrand ein. Jeder Vorbeifahrende schaute uns aufmerksam an und teilweise wurden wir gefragt, ob Hilfe notwendig sei. Wir ruhten uns jedoch lediglich aus. Es war an die 30 °C und bedeckt. Auffällig waren die Bewässerungsanlagen in einer der trockensten Regionen von Kuba. Nach dem Stopp erlebten wir ein weiteres, wohl einzigartiges Highlight, von Kuba: die Fahrt auf der Autobahn. Sie war zweispurig, der Mittelstreifen war mit grün und Blumen gepflegt und es gab fast keinen Verkehr. Selbst Rinder und Spaziergänger konnten problemlos auf der Straße entlang laufen. Es machte uns riesigen Spaß, bis wir von der Polizei gestoppt wurden. Dies tat sie aber wohl eher aus Langeweile, denn sie wollte uns nur mitteilen, dass sie uns vor zwei Tagen über den La Farola Pass hatte fahren gesehen. Nachdem wir den 21 Kilometer langen Autobahnabschnitt verlassen hatten, drehten wir von West auf Südwest und passierten den Ebse. La Yaya – einen gefluteten Stausee, in dem zahllose abgestorbene Bäume standen. Zwischen den Baumskeletten paddelten Fischer in selbst gebauten Booten. Nur einen Hügel weiter hatten wir eine nette Aussicht. So weit das Auge reichte, befanden sich sanft wellige Hügel und dazwischen schlängelte sich irgendwo unsere Straße entlang. Es folgte eine weitere rasante Abfahrt und der Anstieg nach Yerba de Guinea. Am örtlichen Snackstand holten wir uns sechs Pizzen und Refreco für rund einen Euro (25 Pesos). Am Wegesrand auf einer Wiese verzehrten wir die Teigmasse (viel mehr war die „Pizza mit Käse“ nicht gewesen). Fünf weitere Kilometer hinter dem Ort verließen wir die Straße nach rechts, schoben die Räder eine Böschung hinunter und errichteten das Zelt 17 Uhr in einer Senke. Es war noch eine gute Stunde Zeit bis Sonnenuntergang. 96 Kilometer und 607 Höhenmeter hatten wir damit heute zurück gelegt. Der Verkehr auf der nahe gelegenen Straße wurde im Verlauf des Abends immer geringer. Mücken zwangen uns bei 24 °C aber bedecktem Himmel in das Zelt. Es wurde schnell bullig warm, aber trotzdem fanden wir einen tiefen Schlaf bis Mäfju mitten in der Nacht von einigen Gewehrsalven geweckt wurde ...

Statistik zum 06ten Tag

leicht bewölkt war es
Vormittag
leicht bewölkt war es
Nachmittag

Tageskilometer
95,93 km
Gesamtkilometer
495,57 km
Höhenmeter
607 (3785)
maximale Höhe
245 Meter
Durchschnittsgeschwindigkeit
18,5 km/h
reine Fahrzeit
5:10:05 h
Start
8:20 Uhr
Ziel
17:00 Uhr
TopSpeed
47,2 km/h
Temperatur
23 - 29 °C
Übernachtung
40 km nordöstlich von Santiago
Übernachtungshöhe
203 m über NN
Trinken

1,0 Liter Limo
2,5 Liter Saft
Stärkungen
Guave
Ausgaben
1 PC ~ 1 Euro
1 Pesos ~ 23 PC

20 Pesos Guave
20 Pesos Pizza
4 PC Mittagessen
4 PC Wasser

Tag 5 / Tag 7


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