Sizilien
März & April 2009
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Literatur und Karten
Es stellt keine Problem dar, Karten und Literatur zu Sizilien zu finden. Während unserer Tour hatten wir den Reiseführer Sizilien per Rad (14,80 €, 320 Seiten, 2. Aufl. Januar 2006, ISBN 978-3-9325146-29-7) mit dabei. Das Buch war sehr hilfreich bei der Etappenplanung. Der Buchreihe entsprechend werden 79 Strecken mit Höhenprofil (!) und einer kurzen Beschreibung vorgestellt. Als Karte diente uns die Landkarte "Silzilien" von "freytag & berndt" (8,95 €). Mit Hilfe des doppelseitigen Faltwerks mit seinem Maßstab von 1:150.000 konnten wir uns problemlos orientieren .



Unterkünfte / Zelten
Wir konnten außerhalb der Städte immer wild zelten. Kein einziges Mal besuchten uns Polizisten oder Grundbesitzer. Auch im Gebiet um den Ätna schienen die Kontrollen nur stichpunktartig durchgeführt zu werden. Unser Hostel in Catania kostete 15 Euro pro Person. Das mittelmäßige Doppelzimmerbett in einem Hotel von Siracusa kostete 40 Euro die Nacht. Erstmals probierten wir die Vorzüge von Couchsurfing (www.couchsurfing.org). Über dieses Netzwerk erhielten wir eine Stadtbesichtigung in Catania und Palermo und zwei kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten in der Hauptstadt.

das Wetter
Wir hatten relativ schlechtes Wetter erwischt. Es regnete an 5 der 13 Tage. Im Anstieg zum Ätna erlebten wir drei eisige Nächte auf Höhen zwischen 1600 - 1750 m Höhe. Auf dem "Portella Fémmina Morta auf Pass" (1521 m) lag die Temperatur am Tag bei lediglich 3°C. Unser Maximalwert lag bei 24 °C. Abgesehen von den Bergetappen lagen die Temperaturwerte bis - 8°C in der Nacht. Auch die Einheimischen berichteten uns von ungewöhnlich schlechtem Wetter. Zum Radfahren waren die Temperaturen in Ordnung gewesen, aber im überraschenderweise war es bei unserer Rückkehr Mitte April in Deutschland deutlich wärmer gewesen als auf der Insel.

Fahrrad&Technik
Abgesehen von einem Plattfuß (18 Kilometer nach dem Start) hatten wir keine ernsthaften technischen Probleme. Zumindest nicht welche, die bereits vor dem Tourstart hätten behoben werden können. Micha musste mehrfach an seinem Hinterrad hantieren, denn die Speichen waren locker gewesen. Auch bereiteten ihm seine Bremsen durch die leichte „Acht“ mehrfach Probleme. Er konnte mit eigenem Geschick die Reparaturen selbstständig durchführen. Mit ein wenig Suche fanden wir in den mittel großen Städten einen Radladen. Tourenradler sahen wir erst an der Nordküste. Die sportlicheren Sizilianer bevorzugen ein Rennrad gegenüber einem Tourenrad.

Tierwelt
Es gab keine nennenswerten Erlebnisse mit oder durch Tiere. Die Bauern betreiben Viehwirtschaft, sodass wir etliche Kuhherden sahen. Spezielle Tierarten aus Bergwelt blieben uns leider verborgen. Lediglich eines Abends durchwühlte eine Kuh die verwertbaren Überreste von Müllablagerungen in unserer Nähe.

(beste) Reisezeit
Man sollte zwischen März bis Mai oder September bis Oktober nach Sizilien reisen. Ende März 2009 lag die Schneegrenze bei 2000 m Höhe.

Straßenverhältnisse
Der Straßenbelag war sehr gut gewesen. Wir hatten keine nennenswerten Probleme mit Schlaglöchern oder unpassierbaren Regionen. Leider war die Ausschilderung in manch kleinem Bergdörfchen schlecht und wir mussten uns mehrfach durchfragen. Der Verkehr war in den Städten sehr haarsträubend gewesen. Auch auf den Ausfallstraßen sucht man vergebens einen Randstreifen. Obwohl es keine Radfahrer im Straßenbild gibt, fahren die Sizilianer mit einem ausreichenden Sicherheitsabstand an uns vorbei.

Menschen
Die Sizilianer werden als zurückhaltendes Inselvölkchen beschrieben. Auch wir machten diese Erfahrungen. Dies gilt jedoch überwiegend für die ältere Generation. Wir wurden dennoch zum Essen eingeladen, durften zweimal in Palermo kostenlos nächtigen und erhielten zwei ausgedehnte Stadtführungen.

Landschaft
Sizilien befindet sich nur zwei Flugstunden südlich von Deutschland und bietet traumhafte Landschaften. Besonders gut hat uns die Region rund um das Ätna-Massv gefallen. Die Ringstraße um den Vulkan ist ein Erlebnis. Die zwei Anfahrten zu den Flanken im Süden und Osten verlangen eine gute Kondition und wer Lust hat kann bis auf über 3000 m Höhe wandern. Ideal für den Einstieg empfanden wir den Start in Catania und eine Tour nach Süden in die Berge mit rund 1000 m Höhe. Die Nordküste von Messina nach Palermo kann innerhalb von drei bis vier Tagen befahren werden. Wer jedoch knackige Anstiege und tolle Aussichten wünscht, sollte lieber durch die zerklüftete Bergwelt radeln, denn westlich des Ätna setzt sich die Berg- und Talfahrt fort. Den Südwesten bereisten wir leider nicht.

Fazit
Sizilien ist eine anspruchsvolle Insel zum Fahrrad fahren. Der Verkehr ist leider in den Ballungsgebieten recht nervig gewesen. Auch existierte leider nur selten ein größerer Randsteifen. In den Bergen und den abgelegenen Gebieten stellt der Verkehr jedoch kein Problem dar. Wir legten innerhalb weniger Tage knapp 10.000 Höhenmeter zurück. Sucht man Flachetappen am Meer kann man beruhigt die Straße von Messina nach Palermo wählen. Hier sind die Straßen breit und der Verkehr moderat. Im Südwesten gibt es ebenfalls flachere Teilstücke. Die Leute waren freundlich, das wilde Zelten stelle kein Problem dar und es gab keine sicherheitsrelevanten Übergriffe. Alles in allem: für Einsteiger zu überdenken, für ambitionierte Radler dagegen eine tolle Herausforderung.


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