Kuba
Januar & Februar 2009
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Tag 16: 31.01.2009 mit viel Rückenwind ins Landesinnere


Die Nacht war extrem nervig gewesen, denn es hatte sehr stark gewindet. Es war sehr laut gewesen und immer wieder schlugen uns die Seitenwände des Zelt ins Gesicht. Ich war bereits 3 Uhr hellwach und konnte nur mit Mühe erneut einschlafen. Es war 6:30 Uhr als ich meinen Schlafsack verließ und mir die Auswirkungen des Sturms anschaute. Haushohe Wellen peitschten gegen die Steilküste. Das Kraftwerk blies regelmäßig schwarzen Rauch aus seinem Schornstein und vor ihm lag die aufgewühlte See. Obwohl kaum Wolken am Himmel waren und das Thermometer 17 °C zeigte, mussten wir mit Flies und Windjacke diese Etappe beginnen. Der Wind wehte günstig und ließ uns problemlos mehr als 30 km/h auf der Geraden rollen. Direkt neben der rauen See und bei strahlendem Sonnenschein fuhren wir die 13 Kilometer westlich nach Guanabo. Auf diesem Streckenabschnitt sahen wir erneut zahlreiche kleinere Industrieanlagen, welche scheinbar etwas aus dem Boden förderten und anschließend abfackelten. Am Ortseingang von Guanabo holten wir uns vier Stückchen Kuchen gegen den ersten Hunger. Daraufhin fragten wir uns bis zum nächsten Pizzastand durch und gönnten uns die erste vernünftige Stärkung des Tages. Auf dem Weg aus dem Örtchen baute man in einer Seitenstraße einen Verkaufsstand auf. Neugierig hielt ich an und wartete mit den Einheimischen auf den Verkauf von Obst. Wir bemerkten, dass die Sonne, windgeschützt durch die uns umgebenden Häuser ordentlich runter brannte. Mäfju cremte sich ein und ich tat es ihm gleich. Nach einiger Wartezeit konnte ich dann im Gedränge 24 mittelgroße Bananen für 12 Pesos (50 Cent) kaufen. Wir rollten einen Hügel hinauf und genossen von der Anhöhe einen letzten Panoramablick auf das Meer, um schließlich ins Landesinnere weiter zu fahren. Wir fuhren 17 Kilometer über die Weiler Minas und Arango nach Süden, durch ein von Landwirtschaft geprägtes Gebiet. Erstmals seit Tagen fuhren wir wieder auf kleineren Straßen, die sich aufgrund des nicht vorhandenen Verkehrs, dafür aber zahlreichen Schlaglöchern nur bedingt entspannt fuhren. Dafür waren wir wieder näher an den Menschen dran, denn es gab zahlreiche Behausungen am Wegesrand. Auch passierten wir die Bahngleise, wobei scheinbar nur noch wenige Züge fuhren, denn die Schienenstränge waren intensiv zugewuchert. Bei mehr als 40 Tageskilometern passierten wir Autobahn A1, auf der jedoch genauso wenig Verkehr war, wie auf der Autobahn CN im Norden. Mäfju war überrascht, das wir bereits so viele Kilometer zurück gelegt hatten. In der Tat war die Landschaft durch die Hügel und ständigen kleineren Richtungswechsel sehr abwechslungsreich gewesen. Der Wind wehte weiter aus Norden und ließ uns sehr entspannt nach Süden fahren. Obwohl es keine Ausschilderung am Wegesrand gab, stimmte unsere sehr detaillierte Karte (1:300.000; Guia de Carreteras) ausgezeichnet mit den örtlichen Gegebenheiten überein. Wussten wir in seltenen Fällen nicht weiter, half es uns, die Einheimischen zu fragen. Wir arbeiteten uns rund 40 Kilometer südlich an Havanna vorbei.


Ab und zu machten wir einen Flieger am Himmel aus, denn wir näherten uns dem größten Airport der Insel bis auf 15 Kilometer. Von hier aus würden wir schließlich zurück fliegen, aber bis dahin lagen noch rund 700 Kilometer im Westen der Insel vor uns. Im Gegensatz zur Nordküste war das Inland touristisch nicht erschlossen und die Einheimischen waren immer wieder überrascht, uns zu sehen und sie grüßten uns herzlich. Auf den ersten Blick sahen die Gebäude massiver als im Süden aus. Auch standen mehr Wagen in der Einfahrt und der Lebensstandard schien etwas höher zu liegen. Der höchste Punkt – mit 213 m Höhe - erreichten wir bei Kilometer 50. Hinter der Kuppe befand sich ein Checkpoint, weil wir einen Provinzwechsel passierten. Jedes mal wurden wir jedoch freundlich durch gewunken, ohne dabei lästige Fragen zu beantworten. Weniger erfreulich waren drei Hunde, die uns auf einigen hundert Metern verfolgten. Damit mussten wir uns auf dieser Tour mit insgesamt sechs Kötern rum ärgern. In Bejucal (km 80) pausierten wir für eine längere Zeit auf dem Kirchenvorplatz. Dummerweise hatte ich mir einen Saft für mehr als 2 Euro (2,3 Pesos; was etwa 5 Pizzen entspricht) gekauft und obwohl ich meinen Fehler noch im Laden bemerkt hatte und den Bon in der Hand hielt, wollte man mir das Getränk nicht umtauschen. Dies war uns schon bereits zweimal zuvor passiert, aber jeder möchte Geld machen wo er kann – auch oder gerade im sozialistischen Kuba. In dieses Bild passte ein Passant, der uns ein geschmackloses rosa Handy verkaufen wollte. Ich besuchte die örtliche Kirche und war verwundert, dass ein mittelgroßer Laster im Kirchgebäude stand. Die Ausstattung der Kirche war einfach und wurde von einigen Holzschnitzereien dominiert. Obwohl wir in der Sonne gesessen hatten, war es recht frisch gewesen. Nachdem wir noch ein paar Pizzen gekauft hatten, musste sich Mäfju vor unserer Weiterfahrt noch seine Ärmlinge drüber ziehen, denn trotz des strahlend blauen Himmels waren lediglich 22 °C im Schatten. Später erfuhren wir, dass ein Kälteeinbruch in Florida für Schnee gesorgt hatte und auch bei uns war die Temperatur während der letzten Tage um mehr als 10 °C gefallen. Wir rollten 27 Kilometer durch flaches Terrain bei günstigem Wind über San Antonio de los Banos nach Guira de Melena, wo wir 7,5 Liter Getränke für 5 Pesos einkauften. In Alquizar am Wegesrand sahen wir eine Hochzeit und wurden für wenige Minuten zur zweiten Attraktionen, neben dem Hochzeitspaar. Wenige Kilometer östlich von Artemisa verließen wir nach 124 Tageskilometern die Straße und beendeten die heutige Etappe. Gut getarnt, was in dieser flachen Ebene etwas schwierig war, zelteten wir hinter einem größeren Gestrüpp. Der Abend verlief ruhig. Auffällig war nur der deutliche Temperaturabfall auf 13 °C zum Zeitpunkt des Sonnenuntergangs (19 Uhr).

Statistik zum 16ten Tag

leicht bewölkt war es
Vormittag
N-Wind meist als Rückenwind
leicht bewölkt war es
Nachmittag
N-Wind meist als Rückenwind

Tageskilometer
128,71 km
Gesamtkilometer
1337,78 km
Höhenmeter
662 (6971)
maximale Höhe
213 m
Durchschnittsgeschwindigkeit
20,8 km/h
reine Fahrzeit
6:09:33 h
Start
8:40 Uhr
Ziel
17:30 Uhr
TopSpeed
48,1 km/h
Temperatur
17 - 22 °C
Übernachtung
10 km östlich von Artemisa
Übernachtungshöhe
49 m
Trinken


1,5 Liter Wasser
1,0 Liter Saft
0,8 Liter Limo
Stärkungen

Kuchen, Bananan
0,5 kg Eis
Ausgaben
1 PC ~ 1 Euro
1 Pesos ~ 23 PC

54 Pesos Pizza
8 Pesos Kuchen
12 Pesos: 24 Bananen


Tag 15 / Tag 17


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