Sizilien
März & April 2009
Home - Statistik - Tipps
 
Tag 2: 29.03.2009 Catania und Hinterradschäden


Nach unserer Nacht im Hostel erhielten wir ein einfaches Frühstück, welches im Preis von 15 € pro Person mit enthalten war. Micha hatte durch den Sekt und das Bier von letzter Nacht leichte Kopfschmerzen. Das Frühstück (Kaffee, Weißbrot, billige Cornflakes und Marmelade) baute uns etwas auf. Micha aktivierte den Kontakt zu einer Italienerin von Couchsurfing (www.couchsurfing.org). Spontan hatten wir uns anschließend für 12 Uhr mit Brigitte bei einem nahe gelegenen Fischbrunnen verabredet. Sie kam aus Norditalien, hatte in London und Rom studiert und fertigte gerade ihre Doktorarbeit über die Essgewohnheiten der Sizilianer an. Brigitte zeigte Catanias Prachtstraßen, verschwand mit uns in kleinen Seitengassen und bereitete uns einige kulinarische Höhepunkte durch den Einkauf auf lokalen Märkten. Nach dieser dreistündigen Sightseeingrunde der besonderen Art, chillten wir noch etwas in einem der wenigen Parks dieser Stadt. Anschließend bepackten wir unsere Räder und wollten eigentlich die Stadt nach Süden verlassen. Der Start verzögerte sich jedoch, denn bei Michas Hinterrad waren die Speichen total locker. Er zog sie fest und hoffte, dass sie irgendwie stabil bleiben würden. Nachdem wir noch vier Liter Wasser eingekauft hatten, kamen wir schließlich 15:30 Uhr los. Unser erstes Ziel war Siracusa. Die historische Stadt mit ihren zahlreichen Tempeln lag rund 50 Kilometer von Catania entfernt. Auf den ersten Kilometern hatten wir keine Alternative zu einer stark frequentierten Straße. Zum Glück fuhren die Autofahrer jedoch diszipliniert. Der Himmel war milchig trüb bei milden 20 °C. Sehr angenehm war das Vogelgezwitscher und der intensive Duft von unzähligen Blumen, die am Wegesrand blühten. Nach wenigen Kilometern gesellte sich ein Rennradler zu uns. Luigi sprach recht gut Englisch und begleitete uns für 15 Minuten. Ich musste mich jedoch bei Tageskilometer 18 bemerkbar machen, denn mein Hinterrad verlor an Luft. Schnell wurde mir klar, das nur Flickzeug helfen würde. So schnell hatte ich noch nie einen Platten während einer Tour gehabt. Sei es drum. Micha quatschte mit Luigi und ich flickte den Reifen. Ich konnte den Schaden nach zwanzig Minuten beheben, jedoch bereitete uns Michas Hinterrad noch für längere Zeit Probleme. Es gelang nicht, das Rad zu zentrieren. Also hängte Micha die Bremse seines Hinterrads aus und benutzte die Schuhe als Geschwindigkeitsblocker. Die heutige Etappe war von ihrer Topographie ideal zum Einradeln. Lediglich eine Welle von 70 Höhenmetern sorgte für einen anstrengenden Kilometer. Hier zeigte sich noch eine gewisse Trainingsambivalenz. Diesen anfänglichen Rückstand konnte Micha jedoch in den folgenden Etappen problemlos ausgleichen. Aufgrund des bedeckten Himmels ergaben sich fast keine sehenswerten Fotomotive. Außerdem war die Umgebung nicht besonders spannend anzusehen und das Meer lag nur streckenweise in Sichtweite.


Nach 45 Kilometern hatten wir auf eine kleinere Straße gewechselt und konnten erstmals entspannt radeln. Aufgrund der mäßigen Ausschilderung verfuhren wir uns auch einmal. Da uns Michas Hinterrad aller drei Kilometer zu einer Pause zwang, dämmerte es, als wir noch 20 Kilometer vor Siracusa entfernt waren. Wir wollten bis zur Stadt fahren, denn eine riesige Chemieanlage entlang der Küste, verwehrte uns jede Möglichkeit am Strand schlafen zu können. So radelten wir in der Dunkelheit auf der teilweise vierspurigen Straße immer weiter nach Südosten. Auch in dieser Stadt hatte Micha einen Kontakt per Couchsurfing hergestellt. Bereits während des letzten Drittels dieser Etappe begann er, den SMS-Kontakt aufzunehmen. Die Italienerin sendete uns einen Treffpunkt für 23 Uhr im Stadtzentrum. 21:30 Uhr erreichten wir Siracusa. Wir kauften uns bei einer Imbissbude einen Burger und später noch einen Joghurt. Leider besaß die Stadt aufgrund einer lang gezogenen Hafenanlage keine Strandpromenade. Wir wechselten unsere Radtrikots gegen Straßensachen und warteten etwa eine Stunde an verabredeter Stelle. Punkt 23 Uhr parkte ein Auto in unmittelbarer Nähe. Es befanden sich eine Frau, ein Mann und ein Kind in dem Wagen. Es stellte sich heraus, das dies unsere Kontaktperson war, die ihren Ex-Mann mit gebracht hatte. Er duldete es nicht, dass wir ihre Wohnung als Übernachtungsstelle nutzen. Hier auf Sizilien hat auch der Mann noch viel zu sagen, auch wenn es nur noch der „Ex“ ist. Sie war jedoch noch so freundlich gewesen, uns ein Hotel für zwanzig Euro pro Person zu vermitteln. Aufgrund der fortgeschrittenen Stunde hatten wir keine andere Wahl und verabschiedeten uns von dem „Paar“. Nur sie wünschte uns noch eine gute Fahrt. Das Hotel war schäbig, befand sich im sechsten Stock und besaß keinen funktionierenden Fahrstuhl. Uns blieb also nichts anderes übrig, als die Räder samt Gepäck nach oben zu wuchten. Der Hotelier war ein süditalienisches Uhrgestein: klein, runzelig, zottelige Haare. Auch ein undeutbares Grinsen zählte zu seinen hervorstechendsten Merkmalen. Scheinbar waren wir die ersten und einzigen Gäste für diese Nacht. Der neue Tag war bereits angebrochen, ehe wir unsere Beine im Doppelbett ausstrecken konnten. Trotz der technischen Probleme und des starken Verkehrs stimmten uns die ersten Begegnungen mit den Insulanern hoffnungsvoll optimistisch. Nach einer warmen Dusche und ersten Tagebucheinträgen löschte ich gegen 1 Uhr das Licht.

Statistik zum 02ten Tag

leicht bewölkt war es
Vormittag
leicht bewölkt war es
Nachmittag

Tageskilometer
69,23 km
Gesamtkilometer
88,04 km
Höhenmeter
392 (452)
maximale Höhe
136 Meter
Durchschnittsgeschwindigkeit
21,0 km/h
reine Fahrzeit
3:17:48 h
Start
15:30 Uhr
Ziel
21:30 Uhr
TopSpeed
50,0 km/h
Temperatur
15 - 20 °C
Übernachtung
Hotel in Siracusa
Übernachtungshöhe
28 m über NN
Trinken

1,5 Liter Wasser
Tasse Kaffe
Stärkungen

1 Riegel Mars
Süßkram
Ausgaben



20 € Hotel
2 € Eis
1 € Getränke
4 € Snacks

Tag 1 / Tag 3


bilder und texte sind urheberrechtlich geschützt © by conrad philipp 2003 - 2009