sicilia: 09.04.09

Das Mückenschutzgerät der Gastgeberin hatte Wirkung gezeigt. Ich konnte von 23 bis 6 Uhr durchschlafen. Als ich aufwachte, war es noch dunkel. Ich packte meine Sachen, aß eine Kleinigkeit und konnte kurz nach der Dämmerung starten. Micha sah ich nur kurz. Für ihn begann nun die zweite Hälfte des Urlaubs. Er hatte vor gehabt, noch einige Tage auf Sizilien zu bleiben und anschließend rüber nach Barcelona zu fliegen. Ein wenig Wehmut lag in dem Abschied, denn es war eine tolle Zeit gewesen. Nachdem ich mein Rad samt Gepäck aus dem Wohnhaus gewuchtet hatten, machte ich mich auf dem Weg in Richtung Nordwesten. Die Autobahn A29/E90, welche wir bereits seit drei Tagen immer wieder gesehen hatten, führte am Flughafen vorbei. Ich fuhr parallel zu ihr bis nach Ìsola delle Fémmine. Mit Blick auf den Punta di Baracello gelang mir das einzige vernünftige Bild des Tages. Es war leider bedeckt und die Aussicht war durch Gewerbegebiete leider nicht besonders. Ich hoffte auf bessere Bedingungen, denn auf meiner Landkarte war die „orange 113“ westlich von Capaci grün hinterlegt, was die Region als besonders reizvoll hervorheben sollte. Kurz bevor ich Capaci passiert hatte, lief mir noch ein Straßenköter hinterher. Da ich mich auf einer stark befahrenen Straße befand, musste ich nicht nur auf den Hund, sondern auch auf den Verkehr achten und wäre dabei beinahe an einen hohen Bordstein gefahren. Leider hielt die „orange 113“ nicht das, was die Landkarte versprochen hatte. Die Landschaft war nicht besonders, die Berge in einigen Kilometern Entfernung und der Verkehr war so heftig wie selten zuvor. Ich war froh, als ich nach 90 Minuten endlich den Abzweig zum Flughafen gesehen hatte. Nun rollte ich nur einen Steinwurf entfernt auf einer neu asphaltierten Straße bis zum Aeroporto Punta Raisi. Seit heute Morgen war ich mehr als 30 schweißtreibende Kilometer gefahren. Ich zog mich um und checkte 9:30 Uhr mein Gepäck ein. Bei dem Rad musste ich nur die Luft etwas runter lassen. Die Flughafenmitarbeiter nahmen meinen Drahtesel gerne in Verwahrung und mussten dabei etwas schmunzeln. Scheinbar stellt man mit Fahrrad auf Sizilien noch immer eine Ausnahme dar. Der Flug war angenehm und über Norditalien war es wolkenlos. Auch konnte ich die Schnee bedeckten Alpen bei bester Sicht genießen. In Memmingen angekommen, war es wärmer als auf Sizilien. Der Frühling hatte sich angekündigt. Mit Temperaturen weit über 20 °C sollte auch das kommende Osterwochenende unter stabilen Hochdruckeinfluss bleiben. Micha hatte dagegen weniger Glück. In den kommenden Tagen sollte sich das schlechte Wetter auf Sizilien halten. Ich radelte bis zum Memminger Bahnhof und fuhr etwa acht Stunden mit viermaligen Umsteigen bis zum Westbahnhof nach Jena.