Sizilien
März & April 2009
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Tag 8: 04.04.2009 Regen und ein rosa Berg


Heute Nacht hatte ich nicht besonders gut geschlafen. Grund dafür war einmal mehr die Kälte. Auf mehr als 1600 m Höhe hatte wir am heutigen Morgen –5 °C Außentemperatur und Werte um den Gefrierpunkt im Zelt. Das Zelt war voller Reif, aber der Ätna zeigte sich im Licht der aufgehenden Sonne an einem azurblauen Himmel. Wir hatten uns richtig entschieden, auf dieser Höhe abzuwarten. Der Anblick entschädigte für alle Unannehmlichkeiten. Noch vor dem Frühstück unternahmen wir eine kleine Wanderung zu einem nahe gelegenen Krater. Der Kraterrand war aufgrund des losen Gesteins und des Vulkanstaubs etwas mühselig zu besteigen, dafür wurden wir mit einem herrlichen Rundblick auf den rauchenden Ätna und deren vorgelagerte Pionierwälder (zumeist Birke) belohnt. Zudem konnten wir den Verlauf der verschiedenen Ausbrüche aufgrund der Lavazungen recht gut nachzeichnen. Wir holten unser Frühstück in einer Berghütte am Wegesrand während der Abfahrt nach. Das Rifugio Alpino Brunek lag auf 1450 m Höhe und für den Eigentümer waren wir zu diesem Zeitpunkt die einzigen Gäste. Er verkaufte uns zwei leckere Kaffees und unterhielt sich mit uns auf deutsch. Als Sohn Italiensicher Gastarbeiter war er in Stuttgart geboren und reiste und arbeitete nach seiner Ausbildung in verschiedenen Erdteilen. Zu den längeren Aufenthalten zählten Regionen in Ostasien und Südamerika. Er führt im Sommer Wandergruppen an den Kraterrand des Ätna und steht im Winter mit seinen Räumlichkeiten den Skitouristen zur Verfügung. Zu erreichen ist er unter der 095/643015. Etna Nord Pineta Ragabo quota 1400. Er gab uns noch den Tipp, die in der Nähe befindlichen Grotten aufzusuchen. Für eine Wanderung rechnete er mit rund 80 Minuten. Wir entschieden uns, das Gepäck bei der Berghütte zu lassen und die sieben Kilometer per Rad zurück zu legen. Gerne verwahrte er die Radtaschen in seinem Keller auf. Nachdem ein kleines Wäldchen passiert war, hatten wir freien Blick auf die zerstörerische Wirkung einer Lavazunge. Sie hatte zu einer breiten Schneise, durch ein weiteres bewaldetes Gebiet geführt. Die Randbereiche der Zunge zeichneten sich markant ab. Etwa zehn Meter neben dem erstarrten Lawastrom befand sich noch intakter Waldbestand. Bei der Grotte angekommen, startete Micha alsbald seine Höhlenerkundung. Die Erforschung gab jedoch nicht viel her. Innerhalb von zwanzig Minuten hatte er alles abgekrochen. Gegen 12:30 Uhr machten wir uns bei bedeckten Himmel auf den Rückweg. Zurück bei der Berghütte sattelten wir die Räder und fuhren in zahlreichen Haarnadelkurven hinunter bis auf 700 m Höhe. Aufgrund des dichten Bewuches, hatten wir keine Möglichkeit, ins Tal hinab zu schauen. Wir fuhren auf einer „gelben“ Straße etwa drei Kilometer südlich der „120“. Für alle die sich zwischen den Anstiegen auf dem Ätna entscheiden müssen, empfehlen wir die Befahrung der Südflanke. Die Ausblicke sind einfach viel besser. Von der Hangparallelen „gelben“ Straße hatten wir dennoch einen freien Blick auf heran nahende Regenwolken. Der Ätna lag bereits in einem dicken Wolkenfeld.


Bei mäßigen Verkehr radelten wir nach Westen, direkt auf eine dunkle Wolkenwand zu. Es kam wie es kommen musste. Schon bald prasselten dicke Regentropfen auf die Straße. Donnergrollen verstärkte die Szenerie. Wir nutzten das Vordach einer der wenigen Häuser als Unterstellmöglichkeit und legten dort eine Zwangspause ein. Vor zwei Tagen hatte ich mir die Schuhe während unserer Ätnawanderung kaputt gemacht. Nun bekam ich nasse Strümpfe. Der heftige Schauer dauerte zwanzig Minuten. Die Sonne kam anschließend raus und brachte den Asphalt „zum dampfen“. 14:30 Uhr mussten wir erneut pausieren. Es regnete noch einmal heftig und leider für fast eine Stunde. Bei einem verlassenen Gutshof fanden wir Unterschlupf. Da standen wir nun auf der Veranda eines halb zerstörten Gebäudes. Ein Brunnen und ein Viehstall befanden sich außerdem auf dem herunter gekommenen Anwesen. In den Räumen lagen noch die Dielen aus und in der Küche konnte man einen Kochbereich ausmachen. Die Hälfte der Fliesen war abgeschlagen. Windschief hingen die Türen in den Angeln. Es wäre eine Mutprobe gewesen, hier im dunkeln zu nächtigen. Leicht frierend bauten wir uns durch den Verzehr von Keksen wieder etwas auf. 16:30 Uhr fuhren wir weiter. Da die Straße noch immer nass gewesen war und das Thermometer nur sieben Grad zeigte, gaben wir ordentlich Gas. Nachdem wir den Abzweig zur „orangenen 284“ erreicht hatten, stieg die Straße bis auf eine Höhe von 900 m über NN an. Nach 60 Tageskilometern hatten wir den ersten und einzigen Ort dieser Etappe erreicht. Bronte lag auf 760 m Höhe und gab uns die Möglichkeit einkaufen zu gehen. Während Micha sich im Supermarkt umschaute, entledigte ich mich meiner nassen Strümpfe und Schuhe und zog mir dafür Plastiktüten und Sandalen wieder an. Weitere feste Wechselschuhe hatte ich leider nicht mit dabei gehabt. Für rund 15 Euro erstand Micha in einem Discounter zahlreiche gute Lebensmittel und natürlich Süßwaren zur Motivation. Kurz bevor wir den Ort gegen 17:30 Uhr verließen, holten wir uns noch vier Bananen und zwei Kiwis zu günstigen Preisen an einem Verkaufsstand. Wie es für die Ortschaften in der Ätnaregion typisch war, erstreckte sich auch Bronte über zahlreiche Höhenmeter. Wir orientierten uns an der Ausschilderung nach Cesaro. Immer wieder hatten wir einen tollen Ausblick auf die Häuser des Orts (wobei sich auf fast jeder Terrasse ein riesiger blauer Wasserkanister für die heißen Sommer befand). Wir verließen Bronte in westlicher Richtung. Nachdem wir einen Flusslauf passiert hatten stieg die Straße erneut an. Zahlreiche Kirsch- und Apfelbäume blühten am Wegesrand auf einer Höhe von nunmehr 500 m über NN. Der nächste Ort lag auf 1150 m Höhe und der letzte große Pass dieser Tour auf immerhin 1520 m Höhe. Rund 1000 Höhenmeter galt es morgen zurück zu legen. Von diesem Pensum konnten wir am heutigen Abend nicht mehr viel abbauen, denn in etwa einer Stunde war es Nacht. Am Wegesrand konnten wir keine geeignete Zeltstelle ausmachen, die es uns ermöglichte, ungesehen zu nächtigen. Zu allem Überfluss lief uns ein streuender Hund nach. Ein kurzer und kraft zehrender Antritt konnte den Köter jedoch auf Distanz halten. Erfreulicherweise konnten wir noch kurz vor 19 Uhr in einer Linkskurve eine wilde Campingstelle finden. Der Acker war bestellt, aber wir hatten keine andere Wahl. Das Zelt war schnell errichtet und das Abendbrot wurde ausgebreitet. Von der Straße aus konnte uns keiner sehen. Hoffentlich suchte der Bauer sein Feld nicht vor morgen Mittag auf. Gerade als wir uns nach dem anstrengenden Tag (71 km und 1200 Höhenmeter) an dem Abendbrot gütlich taten, konnte die fast untergegangene Sonne durch eine Wolkenlücke scheinen. Für wenige Minuten tauchte der sie den Ätna in ein intensives rotes Licht. Ein Anblick den wir nicht so schnell vergessen werden. 20:30 Uhr waren es nur noch 4 °C. Wir legten uns alsbald in die Schlafsäcke wobei wir noch quatschten und uns entspannten.

Statistik zum 08ten Tag

leicht bewölkt war es
Vormittag
Gewitter !!!
leicht bewölkt war es
Nachmittag


Tageskilometer
70,91 km
Gesamtkilometer
398,32 km
Höhenmeter
1261 (6764)
maximale Höhe
1600 Meter
Durchschnittsgeschw.
16,9 km/h
reine Fahrzeit
4:10:24 h
Start
10:20 Uhr
Ziel
19:00 Uhr
TopSpeed
54,1 km/h
Temperatur
5 - 13 °C
Übernachtung
10 km westlich von Bronte
Übernachtungshöhe
687 m über NN
Trinken


1,5 Liter Wasser
1,0 Liter Schokomilch
2 Kaffee
Stärkungen

Kekse, Dextro
Riegel, Haribo
Ausgaben
12,5 € Einkauf
3 € Kaffee, Baguette

Tag 7 / Tag 9


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