Sizilien
März & April 2009
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Tag 10: 06.04.2009 flache Küstenetappe und ein Ausflug nach Cefalú


Wir hatten in der Nacht gut geschlafen, aber der Himmel war bedeckt und über den Bergen hingen dicke Regenwolken. So machte ich keine Photo, sondern las an dem von Steinen übersäten Küstenstreifen ein Buch von Cees Nooteboom. Schon bald wurde mir jedoch frisch und ich legte mich 8 Uhr erneut in den Schlafsack. Wir hatten nicht viel Gesundes zum Frühstück und so mussten wir unsere Reserven an Süßigkeiten essen. 9:10 Uhr begannen wir die Flachetappe nach Westen, welche immer entlang der Küste bis nach Palermo führte. Rechts der „roten“ 113 lag eine Bahnstrecke und das Meer. Zu unserer Linken breiteten sich die Gebirgskette des Zentralmassivs aus. Nach 15 Kilometern entspannender Fahrt hatten wir San Sebastian erreicht. Da wir uns nicht vorher über den Ort informiert hatten, überraschten uns die zahlreichen Töpfereigeschäfte am Wegesrand. Ohne lange zu zögern, wählten wir einige Mitbringsel aus und lasen im Reiseführer das dieses Handwerk in der Stadt bereits seit vielen Jahrhunderten Tradition hat. Gerade als wir das Zentrum von San Sebastian erreicht hatten, kam die Sonne durch und wir gönnten uns eine entspannende Café-Pause. Um uns herum saßen dick eingepackte Sizilianer, die gestikulierten und diskutierten oder einfach eine Zeitung lasen. Beim örtlichen Supermarkt holte Micha Wurst, Brot und Milch. Es lag eine merkwürdige Stimmung in der Luft, die sich mit bad vibrations umschreiben lässt. Eine Mischung aus Skepsis und Zurückhaltung lag auf den Gesichtern der Menschen. Wir speisten hinter dem Supermarkt auf einen kleinem Grünstreifen. Die wenigen Passanten schauten etwas ungläubig auf unsere voll bepackten Räder. Als wir den Ort verlassen wollten, wählten wir die falsche Ausfahrt. Die Passanten wollten oder konnten uns nicht helfen. Beispielsweise lief ein älterer Herr einfach weiter und ein Junge kannte nicht den Weg zu der Inselhauptstadt. Irgendwann hatten wir es selbst heraus gefunden und fuhren weiter nach Westen. Die Sonne hatte sich durchgesetzt und ermöglichte es uns, zum ersten Mal seit einigen Tagen wieder mit kurzen Sachen zu radeln. Mir gelangen einige schöne Bilder, denn die Sonne stand über den Bergen im Süden, sodass der Ausblick nach vorne und zurück ohne störendes Gegenlicht aufgenommen werden konnte. 14:15 Uhr hatten wir Cefalù erreicht. Die Altstadt war aufwendig restauriert worden und wurde zum Anziehungspunkt zahlloser Touristen. Der Grundriss der Altstadt wurde im 12. Jahrhundert angelegt. Die Mehrzahl der Häuser stammt aus dem 16. Jahrhundert. Besonders beeindruckend war die Kirche im normannisch-sizilianischen Baustil.


Cefalù (12.000 Einwohner) Der Dom San Salvatore an der Piazza Duomo gilt als eines der schönsten Bauwerke aus normannischer Zeit. Er wurde unter dem Patronat von Roger II. ab dem Jahr 1131 erbaut. Die Weihe der Kirche erfolgte erst 1267. Die dreischiffige Säulenbasilika zeigt Stilmerkmale der arabisch-byzantinisch-normannischen Kunst. Im Inneren ist der Dom mit aufwändigen Goldmosaiken ausgestattet.

Wir gönnten uns ein Eis, ließen die Räder angeschlossen zurück und bestiegen Cefalùs Hausberg. Auf der Rocca di Cefalù befinden sich Spuren aus prähistorischer und antiker Zeit. Dazu zählen die Reste eines Dianatempels aus dem 9. Jahrhundert v. Chr., die Chiesa di Sant’Anna, eine byzantinische Kapelle aus dem 7. Jahrhundert, eine Zisterne aus arabischer Zeit und eine Kastellruine aus normannischer und staufischer Zeit. Der Anstieg entsprach 265 Höhenmetern. Oben angekommen, hatten wir einen grandiosen Rundblick auf die Berge, die Strecke und natürlich auf Ceflù. Wieder zurück bei den Rädern, freuten wir uns, dass nichts geklaut worden. Micha besuchte für zehn Minuten das Internet, um uns bei unseren Freunden (kontaktiert via couchsurfing.com) in Palermo anzukündigen. Eine konkrete Verabredung hatten wir jedoch noch nicht. Dringlicher war es jedoch, erst einmal am heutigen Tage eine Nachstelle zu finden. Gegen 18:15 Uhr verließen wir die Stadt und hatten somit noch eine Stunde Zeit bis zum Sonnenuntergang. Die Straße war mäßig befahren, nur die tief stehende Sonne blendete ein wenig. An einer Orangenplantage am Wegesrand ließen wir es uns nicht nehmen, noch einmal zu stoppen, um uns mit frischen Obst zu stärken. Bei einer Siedlungsanlage kurz vor Campofelice konnten wir die „rote“ Straße verlassen und auf einem Trampelpfad zu einem Bach fahren, den es zu überqueren galt, um anschließend auf einer sehr weichen Wiese das Zelt zu errichten. Kurz nachdem wir auch die letzten Gepäckstücke verstaut hatten, senkte sich die Sonne über dem Mittelmeer und tauchte die Wolken in ein rotes Licht. Davor zeichneten sich die dunklen Umrisse einer in der Sanierung befindlichen Wehranlage deutlich ab. Am Ende dieser knapp 67 Kilometer langen Etappe hatten wir fast 500 Höhenmeter zurück gelegt. Erfreulicherweise war der Verkehr deutlich geringer als befürchtet und die Sonne hatte uns seit dem späten Nachmittag verwöhnt. Zum Abend hin wurde es schnell kühl und gegen 21 Uhr zeigte das Thermometer nur noch 13 °C.


Statistik zum 08ten Tag

leicht bewölkt war es
Vormittag
leicht bewölkt war es
Nachmittag

Tageskilometer
66,80 km
Gesamtkilometer
558,79 km
Höhenmeter
492 (8484)
maximale Höhe
159 Meter
Durchschnittsgeschw.
17,0 km/h
reine Fahrzeit
3:55:31 h
Start
9:10 Uhr
Ziel
19:30 Uhr
TopSpeed
47,7 km/h
Temperatur
13 - 24 °C
Übernachtung
bei Campofelice
Übernachtungshöhe
0 m über NN
Trinken


1,5 l Wasser
0,5 l Milch
Kaffee
Stärkungen
Kekse, Riegel
Ausgaben



5 € Einkauf
1 € I-Net
2 € Postkarten
3 € Kaffee

Tag 9 / Tag 11


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