Sizilien
März & April 2009
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Tag 11: 07.04.2009 Küstenetappe II und die Fahrt nach Palermo


In der Nacht hatte es sich zunehmend abgekühlt, sodass unser Thermometer gegen 7 Uhr nur fünf Grad über Null anzeigte. Und das obwohl wir auf Meeresniveau gezeltet hatten. Sizilien wurde während unseres Aufenthalts nicht gerade von Hitze geplagt. In Deutschland war es zu diesem Zeitpunkt wärmer gewesen. Ich beobachtete den Sonnenaufgang über den Bergen. Dabei wurde die nahe gelegene Ruine in ein interessantes rotes Licht getaucht. Zu unserem Bedauern hatten wir wenig Nahrungsreserven, sodass wir das Frühstück im Schnelldurchgang einnehmen mussten. Ehe wir jedoch starten konnten, musste das Zelt trocknen, denn es hatte sich, wie auch in den anderen Nächten, eine gehörige Menge Kondenswasser gebildet. Wir verließen die Zeltstelle kurz nach 9 Uhr, passierten einen kleinen Flusslauf und radelten schließlich auf asphaltierter Straße drei Kilometer in die falsche Richtung. Auf dem Weg zurück zur "roten" SS 113 passierten wir eine Kleingartenanlage und erlangten so einen neuen Eindruck des ländlichen Insellebens. Die Orangen hingen zu weit von den Zäunen entfernt, sodass wir uns nicht lange aufhalten ließen. Zurück auf der großen Straße, fiel der zunehmende Verkehr negativ auf. Es war topfeben und die Landschaft um uns herum bot keine besonderen Ausblicke. Wir steuerten direkt auf ein Gebirgsmassiv zu, dessen höchster Berg, der M. San Calógero (1326 über NN), markant heraus ragte. Bei einer der wenigen Tankstelle pausierten wir und aßen eine lapprige Pizza als zweites Frühstück. Hinterher gab’s ein Eis und weiter ging’s. Vor einem großem Industriegebiet bei Trieste machte die Straße einen Linksknick und führte über einen Hügel von 120 m Höhe. Es wurde für einen Moment ländlicher und der Verkehr war gering. Lange konnten wir uns jedoch nicht erfreuen, denn die Abfahrt führte uns direkt nach Trieste. Irgendwie klang der Ort nach einer schmucklosen Bahnhofstation. Gerade einladend wirkte die Stadt auch nicht. Enge Straßen, kein Randsteifen und viel Verkehr. Wir hatten alle Mühe, uns zu behaupten. Andere Radfahrer waren im Stadtbild nicht auszumachen. Dagegen sahen wir zahlreiche Mopeds, die hupend und lärmend durch die Gassen heizten. Irgendwie fanden wir dennoch eine schöne Ecke. Bei einem sonnendurchfluteten Marktplatz genossen wir die Sicht einer hoch gelegenen Plattform. Die zurückgelegte Straße und das Industriegebiet war trotz des gleißenden Gegenlichts gut auszumachen. Die dahinter liegenden Berge zeichneten sich durch ihren langen Schatten von dem türkis farbenen Meer ab. Wir verließen Trieste so, wie wir die Stadt herein gekommen waren, auf einer engen überfüllten Gasse. Nun radelten wir jedoch einen steilen Hang bergab und hatten alsbald wieder Meeresniveau erreicht. Wir radelten weiter westlich und kauften in dem ruhigen Örtchen Trabía ein. Ein Konditor verkaufte ausgezeichnete Backwaren, sodass wir endlich ein leckeres Essen zu uns nehmen konnten. Auf einer großen Marmorplatte aßen wir und beobachteten eine Gruppe Fußball spielender Kinder. Wir beobachteten die Ohmacht einer Mutter, ihr verzogenes Kind zu bändigen. Zudem inspirierten uns die individual Reisenden, Insassen eines Kleinbusses, für kommende Touren ... In einem kleinen Jachthafen lag eine handvoll Schiffe. Ich machte ein Foto. Die Sonne genießend, beschlossen wir noch ein kleines Stück bis zum Meer zu fahren, um dort länger zu pausieren. Bei Bagheria verließen wir die große Straße. Über Santa Flávia wollten wir das Capo Mongerbino einmal umfahren. Der kleine Umweg lohnte, denn der Verkehr war gleich Null und die Aussicht auf das Meer grandios. In Santa Flávia verfuhren wir uns ein wenig und nutzten kleine Gassen, um wieder auf die Straße zu gelangen. Mitten in einer solchen Gasse stand eine Frau mit einem Grill auf der Straße. Sie bereitete Fisch zu. Ich zeigte auf den Fisch und symbolisierte ein Zeichen, was „lecker“ zum Ausdruck bringen sollte. Sie musste lachen und lud uns ein, den Fisch mit uns zu teilen. Schnell waren zwei Plastikstühle herbei geholt. Die Weinflasche wurde geöffnet und wir aßen frisch gefangenen sizilianischen Fisch auf der Straße. Mittlerweile hatten sich noch drei andere Familienangehörige zu uns gesellt. Leider stellte unser mangelndes Sprachverständnis die größte Hürde für eine interessante Konversation dar. Trotzdem kamen alle auf ihre Kosten. Nach diesem tollen Erlebnis fuhren wir weiter bis zum Capo. Dieses wurde durch den 376 Meter hohen M. Catalfano dominiert.


Wir umkreisten die Halbinsel im Uhrzeigersinn. Bei einer grobkiesigen Bucht fanden wir schließlich einen passablen Ort zum Entspannen. Das Wasser war jedoch alles andere als warm, sodass wir uns nur eine kurze Erfrischung gönnten. Kein Einheimischer wagte sich in die Fluten. Zwei Gruppen von Jugendlichen posierten am Strand. Nach einer Stunde am Meer erkundeten wir das Areal. Eine Grotte sollte sich in unmittelbarer Umgebung befinden. Wir fanden sie nicht, aber erreichten einen verwaisten Leuchtturm bei einer Steilklippe. Da Micha immer noch keine Antwort durch www.couchsurfing.org erhalten hatte, stand unsere heutige Übernachtungsmöglichkeit in Palermo noch nicht fest. Wir entschlossen uns, alsbald in die Stadt zu fahren, um wenigstens noch einmal ein Internetcafé aufzusuchen, um uns anschließend bei Tageslicht potentiellen Hosts vorzustellen. Auf den letzten Kilometern nach Palermo hatten wir die Möglichkeit, im Windschatten eines Rennradlers zu fahren. Während wir uns der Hauptstadt näherten nahm der Verkehr stark zu. Bereits fünf Kilometer vor ihr befanden wir uns in einer zähen Kolonne aus hupenden Autos und stinkenden Mofas. Wir suchten als Erstes ein Internetcafé auf. Micha hatte keine Zusage für eine Übernachtungsmöglichkeit erhalten und so blieb uns nur die Möglichkeit, eine 43jährige Frau anzurufen, bei der er uns vor einigen Wochen ohne konkretes Datum angekündigt hatte. Ich übernahm den Anruf bei ihr. Leider war ihr Englisch nur rudimentär ausgebildet. So half uns der indische Ladenbesitzer mit der Übersetzung. Schließlich konnte sie sich an Micha erinnern und willigte ein, das wir sie aufsuchen können. Kurz vor 20 Uhr, nach einer rasanten Fahrt durch den chaotischen Abendverkehr, erreichten wir ihre Straße. Die Wohnung befand sich in der siebten Etage eines Hochhauses. Die Umgebung schien sicher. Wir klingelten. Wenig später standen wir in ihrer Wohnung. Sie und ihre Freundin inspizierten uns. Nachdem die Freundin fünf Minuten später die Wohnung verließ, wussten wir, dass wir bleiben dürften. Wir wuchteten die Räder nach oben, steckten die Gepäcktaschen in den Fahrstuhl und organisierten Essen. Micha wollte unsere Gastgeberin mit einem köstlichen traditionellen Essen verwöhnen. Es gab ein Steak mit Möhren und Kartoffeln. Sie amüsierte sich über die Situation und stellte uns einen Schlafplatz in dem Wohnzimmer und ihrem Gästezimmer zur Verfügung. Das Appartement war stilvoll eingerichtet und auf der Couch ließ es sich viel besser als auf der Isomatte schlafen. Wären nicht die zahllosen Mücken gewesen, hätte ich sogar durchschlafen können.

Statistik zum 11ten Tag

leicht bewölkt war es
Vormittag
leicht bewölkt war es
Nachmittag

Tageskilometer
84,09 km
Gesamtkilometer
643,88 km
Höhenmeter
637 (9121)
maximale Höhe
120 Meter
Durchschnittsgeschw.
18,7 km/h
reine Fahrzeit
4:29:36 h
Start
9:02 Uhr
Ziel
17:15 Uhr
TopSpeed
46,9 km/h
Temperatur
24 - 23 °C
Übernachtung
Palermo
Trinken
?
Stärkungen
?
Ausgaben
?


Tag 10 / Tag 12


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