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Tag 2: 09.04.2002 - Ausflug in den Norden


der Platz des himmlischen Friedens

Ich wachte heute 9 Uhr auf und frühstückte bis 10:30 Uhr. Noch immer lag über Beijing eine Dunstglocke. Die Temperatur lag bei etwa 23 Grad und ich startete den Tag mit einem Ausflug zu einer buddhistischen Tempelanlage. Diese lag im Süden und war keine 40 Minuten Taxifahrt entfernt. Die Taxifahrten sind sehr billig. Zwar sind die Benzinpreise nicht so niedrig wie in Nepal oder Thailand aber trotzdem bezahlte ich für diese Überlandsfahrt keine zwei Dollar. Mein Fahrer hatte keine Probleme, den Weg zu finden und so erreichte ich mein Ziel zur Mittagszeit. Die Tempel der Anlage lagen verstreut an einem Berghang und waren von einer großen Parkanlage umgeben. Im Zuge der Kulturrevolution wurden fast alle Tempel zerstört und religiöse Strömungen wie der Buddhismus waren verboten. Nachdem sich China in den 70er Jahren geöffnet hatte, war die Ausübung des Buddhismus wieder erlaubt. Mit Hilfe von Geld aus dem Ausland werden die buddhistischen Tempel wieder aufgebaut und restauriert. So auch die Einrichtungen dieser Anlage. Viele Arbeiter waren nun damit beschäftigt, alles wieder her zu richten. Ich war einer der wenigen Besucher an diesem Montag und ließ so die Stille auf mich wirken.

Ginko-Baum
kleiner Gebtsraum
die Unterkunft der Mönche
Glücksschirme
das zentrale Gebäude der Anlage --
-- riesige Räucherstäbchen

Ein fünfzehnstöckiges Gebäude bildete das Zentrum der Anlage. Das Dach war vergoldet und seine Wände waren reich verziert. Rings um das Gebäude wurden riesige Räucherstäbchen abgebrannt und ihr Geruch erfüllte die Luft. Als ich weiter lief, kam ich zu einem kleineren Tempel. In ihm beteten buddhistische Mönche mit etwa elf Chinesen. Dies war das erste mal in meinem Leben, dass ich mit dieser Weltreligion in Kontakt kam.

betender Buddhist
beschäftigte Arbeiter
zwei Mönche




Ich verließ den Park am Nachmittag und war nun auf der Suche nach einem Taxi. Keine fünf Minuten entfernt befand sich ein Dorf. Auf seiner Hauptstrasse sah ich ein Taxi. Leider schlief der Fahrer und ich wollte ihn nicht wecken und lief weiter. Scheinbar kommen in diese Gegend nicht so viele Ausländer, denn ich wurde von den Bewohnern des Dorfes aufmerksam beobachtet. An einer Straßenkreuzung machte ich ein Foto und nach einigen Schritten rief jemand hinter mir. Ich drehte mich um und ein chinesischer Soldat kam zu mir gelaufen. Er machte mir klar, dass ich mit ihm kommen sollte. Wenig später befand ich mich in einem Wachhäuschen wieder. Der Soldat verschwand und ein anderer betrat den Raum. Er fragte mich, in gebrochenem Englisch, was ich hier mache. Ich versuchte, ihm zu vermitteln, dass ich Tourist bin. Mit dieser Information verließ er das Gebäude und wenig später kamen drei andere Soldaten. Sie wollten wissen, warum ich hier Fotos mache und außerdem wäre es sowieso besser für mich, sich hin zu setzen, weil ich noch einige Zeit hier bleiben werde. Ich wurde sehr nervös und versuchte, ihnen mehrmals klar zu machen, dass ich nur ein Tourist sei, der ein ganz normales Foto gemacht hatte [wie sich später heraus stellte, hatte ich eine Militäreinrichtung fotografiert und das ist in China verboten]. Mittlerweile war auch ein Kugelschreiber organisiert, mit dem ich aufschreiben sollte, woher ich komme. Nachdem ich Germany geschrieben hatte, verließen wieder einige den Raum und andere kamen herein. Ich befand mich nun mit acht Soldaten in dem Raum und ein ranghöherer Soldat fragte mich, wo ich wohne. Zum Glück hatte ich die Visitenkarte meines Hotels mit und gab sie ihm. Er verließ den Raum mit meiner Karte. Meine Nervosität wurde immer größer und zum Glück wurde mein Rucksack nicht durchsucht. In ihm befanden sich nämlich noch fünf weitere Filme, die ich zur Reserve mit genommen hatte. Nach zehn unendlich langen Minuten kam der Soldat wieder und überreichte mir meine Karte mit einem breiten Grinsen. Er sagte, ich könne nun gehen. Dies ließ ich mir nicht zweimal sagen und verließ das Dorf, so schnell ich konnte. Auf der Überlandstrasse kam ein Taxi vorbei und ich stieg ein. Während der Fahrt, zurück nach Beijing, beruhigte ich mich wieder. Ich verließ das Taxi in der Stadt und lief zum Platz den himmlischen Friedens. Das war nun der zweite Versuch, den Fahnenappell zum Sonnenuntergang zu sehen. Diesmal war ich rechtzeitig da!

Fahnenapell auf dem Platz des himmlischen Friedens

In einer Gruppe von etwa 200 Chinesen stand ich in unmittelbarer Nähe des Fahnenmastes. Pünktlich zu Sonnenuntergang wurde die Fahne eingeholt und die Wachablösung vollzogen. Neben mir wollte ein Chinese ein Transparent entrollen. Bevor er dazu kam, wurde er von Sicherheitskräften abgeführt. Über den Inhalt seines Transparent konnte ich nur Vermutungen anstellen, denn mein Chinesisch reichte noch nicht, es lesen zu können. Ich kam auch mittlerweile zu der Erkenntnis, das der Dunst in der Stadt nur dicker Smog sein konnte. Aber für morgen wurde Wind angesagt und das ließ hoffen, das zumindest ein Teil der schlechten Luft aus der Stadt geblasen wird. Ich ließ mich zum Hotel fahren und aß bei "einem Chinesen" um die Ecke. Es schmeckte wieder sehr lecker und das Essen mit Stäbchen klappte immer besser. Ich lief zurück zum Hotel und tatsächlich kam, wie versprochen, der Wind und das Knirschen zwischen den Zähnen. Morgen wollte ich zur chinesischen Mauer fahren und schrieb mich deshalb für eine Touristenrundfahrt an der Rezeption meines Hotels ein. Ein erlebnisreicher Tag neigte sich Ende und ich fiel [22:30 Uhr] müde ins Bett.

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