Tag 5: 05.03.2003 (54 km): mit Vollgas in die Berge



Mit dem ersten Vogelgezwitscher stand ich auch heute früh auf. Es war gegen 6 Uhr morgens und wie ich bereits befürchtet hatte, konnte man von unserer Zeltstelle aus keinen Sonnenaufgang sehen. Deswegen wollte ich wieder zum Hochplateau fahren. Das waren etwa 200 Höhenmeter. Leider hatte Robert am Abend unsere Fahrräder zusammen geschlossen und ich wusste nicht, wo der Fahrradschlüssel war. Robert wecken wollte ich auch nicht, deswegen lief ich den Berg hinauf - dem Sonnenaufgang entgegen. Nach einer 30minütigen Wanderung hatte ich eine geeignete Stelle gefunden, um das morgendliche Schauspiel zu beobachten. Auf den folgenden Bildern sieht man dann den Sonnenaufgang über dem Mittelmeer.


Langsam stieg die Sonne immer höher und tauchte dabei die Landschaft in ein sehr warmes Licht. Solch ein gutes Licht hatte ich schon lange nicht mehr. Ich verknipste fast einen ganzen Film und einige schöne Bilder sind im folgenden zu sehen. Es war nun mittlerweile 8:45 Uhr und unsere Bucht lag immer noch im Schatten.Um das Frühstück nicht zu verpassen, lief ich wieder runter zu den anderen. Nico war dann als nächster aufgestanden. Es folgten Mäfju und Robert. Durch unseren Einkauf in Port de Pollencia am Tag zuvor hatten wir genügend für ein ordentliches Frühstück. Es gab wieder Brötchen mit Nutella. Robert hörte mich nachts im Schlaf reden. Er verstand zwar nicht, was ich sagte aber mein Traum handelte von einer Sitzung der KPCh, (kommunistischen Partei China) auf der ich mich zu Wort gemeldet hatte ...


Die Zelte waren schnell eingepackt und es konnte los gehen. Mittlerweile war es 10:50 Uhr und die ersten Sonnenstrahlen erreichten unsere Bucht. Bei wolkenlosen Himmel fuhren wir wieder zurück durch den Laub- und Mischwald runter auf Meeresniveau. Bereits nach fünf Kilometern kam der Anstieg zum Parkplatz. Nico und ich machten diesmal Tempo. Es folgten Mäfju und Robert. Natürlich nur, um ein weiteres Photo zu machen, hielt ich an und erwischte Mäfju gerade beim Anstieg.



Nach dieser kurzen Pause ging es dann weiter Berg auf. Kurz vor dem Ziel ,zog ich noch einmal an, um als erster den Parkplatz zu erreichen. Wenige Augenblicke später folgten dann die anderen. Auf dem Parkplatz war schon ordentlich Betrieb. Reisebusse kamen und luden viele deutsche Touristen aus. Dem Trubel überdrüssig, fuhren wir wieder runter nach Port de Pollencia. Die 250 Höhenmeter von vorhin konnten wir nun runter fahren. Auf der Abfahrt vertraute ich meinen Bremsen nicht allzu sehr und verlor deswegen einige Meter auf das rasant fahrende Trio vor mir. Weil ich sowieso letzter war, machte ich noch ein paar Bilder von den Bergen, die auf uns warteten.
Die gestrige Etappe war sozusagen die Generalprüfung für die richtigen Berge. Mit einigen Minuten Verspätung kam ich unten an. Man wartete bereits auf mich. In Port de Pollencia war es dann Mittag und Mäfju wollte sich mit Lusie treffen, die in einem Straßenkaffee auf uns warten wollte. Trotz intensiver Suche konnten wir sie nicht fanden. Dafür verloren wir Nico ein zweites mal in Port de Pollencia. Und wieder warteten wir an einem zentralen Punkt auf ihn. Die Zeit nutzten wir zum Entspannen in einem Cafè. Nach einigen Minuten rief Nico an. Wir gaben ihm unsere Position durch und so waren wir wieder zusammen. Bei der Suche nach Luise war Nico zu früh nachts rechts abgebogen und schon aus dem Ort raus gefahren.Wir verließen nun zusammen Port de Pollencia in westlicher Richtung. Zwischen Port de Pollencia und Pollencia, unserem nächsten Ziel, lagen acht Kilometer, auf denen wir ein recht hohes Tempo fuhren. Mäfju und ich an der Spitze wurden trotzdem noch von zwei Rennradlern eingeholt. Nach einem Smalltalk und der Erkenntnis, dass die zwei recht überheblich waren, bekamen wir noch etwas Windschatten. Dieser Streckenabschnitt war der letzte flache vor dem Kontakt mit den Bergen.


Wir erreichten Pollenca gegen 12:30 Uhr. Diese Stadt hat 10.000 Einwohner und ist die bisher größte, an der wir vorbei fuhren. Wir kauften hier auch Essen und Trinken. Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es wieder weiter. Mäfju und ich vorne weg. Zusammen mit zwei Rennradlern fuhren wir ein straffes Tempo. Die Serpentinen wunden sich und wir stiegen immer höher. Als ich ein Foto machte, riss der Kontakt zu Mäfju und dem Rennradler ab. Hinter mir kam der zweite Rennradler, den ich zuvor abhängen konnte. Zusammen sind wir noch ein paar Minuten gefahren. Dann forderte mein Gepäck seinen Tribut und ich fiel zurück. Der Himmel war noch immer azurblau und es boten sich immer wieder sehr schöne Fotomotive. Robert holte mich ein und zusammen sind wir weitergefahren. Am Straßenrand wartete Mäfju. Er hatte seinen großen Vorsprung genutzt, um sich auszuruhen und einen Ratsplatz zu suchen.

Endspurt um den zweiten Platz Nico quält sich mit Meniskusprobleme den Berg hoch


Jetzt fehlte nur noch Nico. Nach einigen Minuten kam er auch. Sein Meniskus schmerze so sehr, dass er unser Tempo nicht mit gehen konnte. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir acht Kilometer Anstieg geschafft und wir waren 395 Meter über dem Meeresspiegel. Das Mittagessen stärkte uns und gegen 14:30 Uhr ging es weiter. Diesmal blieben wir zusammen und erreichten relativ zügig die Abzweigung von "Santuari de Monestir de Lluc". Von hier hätte man auch nach Inca ins Landesinnere fahren können. Für uns ging es aber noch ein paar Höhenmeter hinauf zur "Casa Nova".
Dort genossen wir einen wunderschönen Ausblick auf die "Sierra de Tramuntana". Wir hatten nun eine Höhe von über 500 Metern erreicht und im Laufe des Tages mehr als 1000 Höhenmeter erklommen. Es war bereits 16:00 Uhr. Nach einer kleinen Tunneldurchfahrt erreichten wir den "Embalse de Gorg Blau". Dies ist einer der zwei Stauseen von Mallorca, die angelegt wurden, um das Wasserversorgungsproblem im Sommer zu lösen. Wir suchten nach einer Campingstelle neben dem Stausee. Aber alles schien abgezäunt zu sein. Nur am Ende des Stausees war ein für Besucher freigebendes Areal. In diesem standen Bänke und auch eine Hütte. Es war aber ausdrücklich verboten, hier zu campen. Weil es in einer Stunde dunkel wurde und wir keine Lust mehr hatten, weiter zu fahren, blieben wir. Noch bauten wir unsere Zelte nicht auf.


Robert holte seinen Wassersack, den er mit Trinkwasser füllte und hängte ihn an einem Baum. Fertig war unsere Haarwaschanlage. Robert und Nico wuschen sich die Köpfe. Mäfju und ich blieben dreckig. Ich hatte keine Lust, die Haare wieder zu trocknen. Als die zwei Köpfe sauber waren, dämmerte es. Wir bauten nun die Zelte auf und aßen Abendbrot. Bei jedem vorbei fahrenden Auto bangten wir, entdeckt zu werden. Eins hielt dann noch gegen 19:30 Uhr und ein Mann betrat das Areal. Er ging in die Hütte und dann wurde es still. Uns stockte der Atem. Keiner wagte, in sein Baguette zu beißen. Dann kam der Mann wieder aus der Hütte. Er hielt zwei Plastiksäcke in der Hand. Diese schleppte er hinter sich her und ging zu seinem Auto. Dort verstaute er sie und fuhr weiter. Wir atmeten auf und zündeten unsere Kerze wieder an. Thema des Abends wurden Geschichten aus der Schulzeit. Nachdem wir uns müde geredet hatten, ging es in die Zelte. Für den Fall, dass uns jemand von hier vertreibt, hätten wir eine Stunde durch die Nacht fahren müssen, um das nächste Dorf zu erreichen. So schlief ich das erste mal mit mulmigen Gefühl ein.

Statistik zum fünften Tag:

5.März 2003
Vormittag
Nachmittag




Tageskilometer
54,74 km
Gesamtkilometer
327,31 km
reine Fahrzeit
03:11:37 h
Fahrzeit gesammt
17:24:29 h
Start
10:50 Uhr
Ziel
17:10 Uhr
TopSpeed
44 km/h
Übernachtung
Embalse de Gorg Blau











6ter Tag ...


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