Tag 19 : 22.08.2004 (87 km): die Grenzüberquerung und ein nasser Schlafsack

Heute früh war es etwas neblig und ich hatte die Nacht schlecht geschlafen. Gegen 8:20 Uhr aßen wir und Nieselregen zog auf. Ich hoffte, dass uns der Regen nicht einen Tag kostet, denn irgendwann müssten wir unsere Sachen trocknen. Bis die anderen fertig waren, schrieb ich noch sechs Postkarten und Tagebuch. Wir kamen heute erst 11:30 Uhr los und gingen zuerst bei ICA einkaufen. Hier holten wir mit den letzten Kronen die Reserven für den Tag. Als wir eingekauft hatten, regnete es erneut. Erst nur ein wenig und nach einigen Minuten immer heftiger.

der Hunger siegt: Marie beim Haribo einsammeln
Marie mit präperierten Schuhen
warten darauf, das der Regen aufhört
der Regen wird heftiger und alle ziehen sich um
Conrad holt seine Kamera aus der Lenkertasche



Robert wollte nicht los fahren, aber nachdem der Regen kurz aufgehört hatte, beschlossen wir es zu wagen. Wir kamen bis zum Ortsausgang und es regnete erneut. Robert und Marie zogen sich darauf hin ihren Poncho und ich meine Regenjacke an – kurze Hosen ließ ich jedoch noch an. Mäfju wählte diesmal seine Windstopper-Jacke und sein Kopftuch. Nach zehn Minuten Fahrt wurde der Regen richtig heftig. Es waren keine fünf Minuten vergangen bis meine Schuhe nass waren. Jeder von uns fuhr sein Tempo und so setzte ich mich recht schnell ab. Nach einiger Zeit hatte ich keinen Sichtkontakt zum Rest des Teams und ließ es etwas ruhiger angehen. Erst nach 40 Minuten, als Mäfju angetreten hatte und ich nur noch rollte, waren wir wieder zusammen. Gemeinsam fuhren wir noch ein paar Minuten bis es aufgehört hatte zu regnen. Wir hielten an, machten einige Bilder von uns und warteten auf die anderen. Keine vier Minuten später hatten sie zu uns aufgeschlossen und beide hatten trotz des Wetters noch halbwegs gute Laune. Fazit dieser 90 Minuten im Starkregen: Meine kurze Hose war nass, trocknete jedoch sehr schnell. Nur die nassen Füße waren sehr unangenehm. Mäfju war von Kopf bis Fuß richtig nass geworden. Seine Sachen mussten nun im Fahrtwind trocknen. Robert und Marie hatten zwar auch nasse Füße, dafür waren ihre Sachen noch trocken. Keine zehn Minuten nach dem Schauer kam auch die Sonne raus und ließ uns wieder etwas leichter treten. 15 Uhr erreichten wir den letzten schwedischen Campingplatz kurz vor der finnischen Grenze. Von hier waren es jetzt noch 126 Kilometer bis zum Polarkreis.

wird machen einen Stop und trocknen unsere Sachen
nur noch 300m bis nach Finnland

mit Vollgas zum Polarkreis

Wir ruhten uns erst einmal aus und wechselten unsere Sachen. Der Campingplatz war sehr gepflegt und besaß auch Hütten zum Sachen trocknen. Es war nun an uns, eine Entscheidung zu treffen: hier zu bleiben oder weiter zu fahren. Wir aßen erst einmal Mittag und gestärkt entschieden wir uns dann dafür, weiter zu fahren. Ich hatte den Campingplatzwart gefragt, wo der nächste Campingplatz sei. Er sagte mir, dass dieser in 24 Kilometer in Finnland zu finden wäre. Das sollte zu schaffen sein. Zudem schien die Sonne mit einiger Kraft und unsere Laune war wieder bestens. Welch krasser Gegensatz und das innerhalb von nur 90 Minuten. Im Supermarkt des Ortes kauften wir noch ein Brot und fuhren 16:30 Uhr nach Finnland. Wir hatten 2148 Kilometer in Schweden zurück gelegt und auf der Brücke, die Schweden und Finnland trennte, zog Mäfju einen Sprint an und konnte mich trotz Gegenwehr auf Distanz halten und fuhr somit als erster nach Finnland. Es gab keine Grenzhäuschen und nur ein Schild mit der Aufschrift „Suomi/Finland“ stand am Wegesrand. Dichte Wälder und geringer Verkehr bestimmten auch hier das Landschaftsbild. Und als wir kurz anhielten, bemerkten wir, dass die finnischen Mücken den schwedischen in nichts nach stehen. Bei der Anfahrt auf einen kleineren Hügel gab es noch mal einen Knall und meine zweite Speiche war kaputt gegangen. Mein Hinterrad eierte immer mehr, aber weit war ja nicht mehr zu fahren. Von einer Bergkuppe sahen wir schon den See, an dem sich der Zeltplatz befinden sollte. Bei einer kleinen Ortschaft fragten Robert und ich nach Wasser. Beim ersten Haus machte keiner auf, beim zweiten wollte ein älterer Mann nichts mit uns zu tun haben und verschloss die Tür gleich wieder, nachdem er uns sah. Beim dritten Anlauf bekamen wir Wasser, nur der Besitzer konnte kein Englisch. Wir glaubten aber verstanden zu haben, dass wir zum nächsten Campingplatz 20 Kilometer zurück fahren sollen (also jener wo wir unsere Sachen gewechselt hatten). Als wir nach zwanzig Minuten zurück kamen, glaubten Mäfju und Marie schon, dass wir einer Einladung zum Abendbrot gefolgt wären. Die beiden fragten dann auf der anderen Straßenseite. Dort verstanden die Leute sogar etwas Englisch. Sie wussten zwar nicht, wo der Campingplatz sein soll, aber sie kannten eine Stelle an der man auch gut wild campen kann. Sie gaben uns auch noch ihren Sohn mit, der uns den Platz zeigen sollte. Er lag zwei Kilometer neben der Hauptstraße. Ein Schotterweg führte von der „930“ zu der Stelle. Dort angekommen, gab ich dem Jungen ein Snickers zur Belohnung. Unsere Übernachtungsstelle lag direkt an einem See. Der Untergrund war sandig und durch den Regen sehr feucht. Die Mücken wurden einmal mehr zur Plage und so bauten wir in Windeseile unsere Zelte auf.
Überraschung zum Abend
... Roberts Schlafsack ist nass
Robert und Conrad an der Zeltstelle
Robert in seinem nassen Schlafsack

Für Robert kam es aber noch schlimmer, denn sein Schlafsack war während der Fahrt durch den Regen nass geworden. Ihm bleib erst einmal nicht anderes übrig, als das nasse Teil übers Zelt zu hängen. Gegen 21 Uhr gab es Abendbrot. Dies bestand diesmal aus Reis mit Pilzsoße. Beim Essen überlegten wir, ob in Finnland Zeitverschiebung ist und auf wann wir uns den Wecker stellen müssten, denn wir wollten morgen früh aufbrechen, um die letzten 96 Kilometer bis zum Polarkreis zu fahren. Marie wäre am liebsten heute noch etwas längerer gefahren, um das gute Wetter zu nutzen. Aber diesmal war es Mäfju, der wegen seiner nassen Sachen keinen Bock hatte und lieber morgen die Etappe in der Frühe starten wollte. Weil Mücken und die anderen Stechtiere uns derart nervten, sind wir dann schon recht früh in die Zelte. Ich hoffe, auch das Wetter hält. Während des Abendbrots war der Himmel zugezogen, aber es war trotz der durchgezogenen Regenfront nicht kalt. Roberts Schlafsack war noch nicht getrocknet und so legte er sich nach einigen Überlegungen in ihn hinein, damit dieser dann durch seine Körperwärme von innen trocknet.


Statistik zum 19ten Tag



leicht bewölkt war es


Tageskilometer
87,62 km
Gesamtkilometer
2163,00 km
Durchschnittsgeschwindigkeit
21,91 km/h
reine Fahrzeit
3:59:58 h
Start
11:30 Uhr
Ziel
18:05 Uhr
TopSpeed
40,7 km/h
Übernachtung
kurz hinter der finnischen Grenze


Tag 18 / Tag 20

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