Tag 3: 22.02.2004 (58 km): Strandfackeln am Karneval


futuristische Architektur in der Hauptstadt

Ich wachte heute in den frühen Morgenstunden auf. Es war noch angenehm kühl und der heftige Wind aus der Nacht hatte sich in eine leichte Brise verwandelt. Gegen 6:30 verließ ich das Zelt, denn ich wollte den Sonnenaufgang über dem Atlantik sehen. Mäfju ließ ich schlafen. Leider war der Himmel fast völlig bedeckt, trotzdem vertrat ich mir die Beine und wartete darauf, dass es wärmer wurde. Als Mäfju gegen 8 Uhr aus dem Zelt kroch, war es immer noch bedeckt und leider auch nicht merklich wärmer. Ich schätze die Temperatur auf etwa 14°C. Eine halbe Stunde später tankten wir Energie bei einem Nutellabrötchen und genossen den Blick aufs Meer. Wir ließen uns Zeit und bauten das Zelt erst 10 Uhr ab. Mittlerweile hatten sich dunkle Wolken am Himmel zusammen gezogen, aus denen es später etwas regnen sollte. Wir hatten die Nacht etwas abseits der Straße verbracht und mussten unser ganzes Gepäck jetzt einen den ausgewaschenen Weg wieder hoch schieben. Ich machte mich als erster auf und Mäfju folgte mir einige Minuten später.

Sonnenaufgang über dem Atlantik
unser Zelt zwischen den Kakteen
warten vor dem Flug ... das Ticket in der Hand
Mäfju rollt unser Zelt zusammen
mein Fahrrad im Profil
warten vor dem Flug ... das Ticket in der Hand
ein Gewitter zieht auf

Oben angekommen, wartete ich auf ihn. Nach 10 Minuten war er immer noch nicht da und ich schaute erneut zu unserer Campingstelle. Dort war Mäfju auch nicht mehr. Mir blieb nichts anderes übrig als ihn anzurufen doch ans Handy ging er auch nicht. Ich genehmigte mir einen Schluck Cola und wartete. Einige Minuten später klingelte ich ihn wieder an und diesmal ging er auch ans Handy ran. Mäfju war bereits ins Tal gefahren und ich machte mich sofort auf den Weg ihm zufolgen. Vor mir lag nun eine 10 minütige Abfahrt, auf der ich 400 Höhenmeter nach unten fahren konnte. Zu meiner Freude, setzte leichter Nieselregen ein und die rasante Abfahrt ins Tal konnte ich nur mit höchster Konzentration unfallfrei überstehen. Mäfju wartete am Ortseingang von Güimar auf mich. Wieder vereint, fuhren wir zur nächsten Tankstelle und kauften Süßigkeiten und Cola. Als wir die Tankstelle wieder verließen, fuhren gerade 4 Spanier in Schlafanzügen vor. Sie schmissen sich aus ihrem Auto schrieen etwas rum und tranken von Mäfjus Cola. Keine vier Minuten später stiegen sie wieder ein und fuhren weiter. Wir waren nicht weiter irritiert, denn es war Karneval auf den Kanaren. Wir radelten aus Güimar hinaus und machten uns auf den Weg zur Hauptstadt Santa Cruz. Die Straße führte immer wieder an vielen Barancos (Schluchten) vorbei und war noch relativ gering befahren. Die meisten Fahrer benutzten sicherlich die Autobahn, die etwa 300 Höhenmeter unter uns an der Küste vorbei führte. Vor uns führte die Straße wieder am Hang entlang. Erwähnenswert ist noch der Anstieg bei Igneste, den ich nur mit 15 km/h hoch fahren konnte und deswegen mehr als 2 Minuten auf Mäfju verlor. Oben merkte Mäfju sein Knie ein wenig (er hatte es nach unserer Jena-Paris-Tour operieren lassen). Ansonsten hatte er zum Glück noch keine Probleme. Ohne größere Anstiege ging es dann zur Hauptstadt. Wir rollten relativ schnell zum Meer und verfuhren uns dabei nur einmal. In der Nähe des Hafens stand noch ein großes weißes Gebäude in einem eindrucksvoll futuristischen Stil. Seit 13 Uhr war die Sonne auch raus gekommen und das Thermometer am Hafen zeigte 26°C. Nun wollten wir etwas essen. Es war Sonntag und kein Supermarkt hatte offen, deswegen entschieden wir uns für ein Chinarestaurant. Leider durften wir die Räder nicht mit rein nehmen und mussten deswegen vor dem Restaurant essen. Leider gab es dafür keinen Preisnachlass, aber wir konnten zum ersten mal wieder nach 50 Stunden fließendes Wasser zum Gesicht waschen benutzen. Bei meinem Weg zur Toilette schauten die Gäste etwas pikiert aufgrund meines sportlichen Radgeruches.

warten vor dem Flug ... das Ticket in der Hand warten vor dem Flug ... das Ticket in der Hand
Neubau in der Hauptstadt
Santa Cruz und im Hintergrund unsere nächsten Berge
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am Strand
der letzte Anstieg des Tages


Das Essen hatte dann sehr gut geschmeckt (ich aß Nudeln für 5,20 Euro) und wir fuhren gegen 14 Uhr weiter nach Nordosten. Die Straße war etwa stärker befahren und führte am Hafen der Hauptstadt vorbei. Nach einigen Kilometern auf der zweispurigen Straße erreichten wir San Andreas mit seinem künstlichen Strand. Dieser wurde vor einigen Jahren mit Sand aus der Sahara angelegt. Alle anderen Strände der Insel sind übrigens Steinstrände, deswegen ist wohl in jedem Reiseführer dieser gelbe Vorzeige-Sandstrand zu sehen. Neben dem Strand gab es auch noch einen Stellplatz für Wohnmobile. Wir waren aber noch nicht am Ende unsere Kräfte und die Sonne stand noch hoch am Himmel, deswegen fuhren wir weiter nach Iguste. Das Örtchen befindet sich am Ende des nordöstlichen Zipfels von Teneriffa. Nur eine in den Fels gehauene Straße windet sich in 300 Meter über dem Meer. Zum ersten mal seit Igneste mussten wir einen härteren Anstieg bewältigen, doch erreichten nach 3 Kilometern bergauf die Straße am Hang. Von hier bot sich uns ein fantastischer Blick auf den Atlantik und unseren zurück gelegten Anstieg . Der Himmel war seit einer Stunde völlig wolkenlos und die Temperatur lag bei fast 30°C – was will man mehr!

warten vor dem Flug ... das Ticket in der Hand
auf der Küstenstraße nach Igueste

Conrad auf dem Rad der Blick auf San Andreas

Wir radelten mit moderatem Tempo und erreichten nach 10 Kilometern einen Abzweig zum "Playa de las Gaviotas". Mäfju hatte von diesem Strand gelesen. Er soll klein aber sehr schön sein. Zudem ist er nicht so überfüllt, denn er wird vornehmlich von Einheimischen benutzt. Wir überlegten kurz, ob wir weiter fahren wollten oder runter fahren – etwa 300 Höhenmeter bei 18% abfallender Straße. Wir schauten noch einige Kehren weiter, konnten aber keine besseren Einblicke auf entdecken. Langsam wollten wir auch einen Zeltplatz finden, was an der Küstenstraße nicht möglich war. Also entschlossen wir uns, runter zum Playa zu fahren. Die Straße war ganz gut asphaltiert und führte auf halbem Weg auch an einem kleinen exklusiven Hotel vorbei. Wir fuhren weiter runter und folgten der Straße bis zum Meer. Hier standen einige parkende Autos und auch eine kleine Bar (Casa Charly). Ich fragte den Besitzer der Bar, ob wir hier zelten könnten für „una noche“ und er sagte „si“. Wir schoben unsere Räder über den kleinen Sandstrand und genossen die letzten Sonnenstrahlen mit einem fantastischen Meerrauschen. Ich war mit den Füßen im Wasser und sonnte mich. Mäfju behielt sein Shirt noch an, denn er wollte keinen Sonnenbrand bekommen. Nachdem wir eine halbe Stunde gewartet hatten, verschwand die Sonne bereits 17 Uhr hinter dem steilen Felsen. Mittlerweile waren fast alle Nudisten angezogen und vom Strand verschwunden. Die Bar schloss auch und wir waren mit zwei FKK-Spaniern alleine. Mäfju hatte sich von seinem Buch gelöst und jonglierte mit seinen drei Bällen. Dummerweise verschwanden die Spanier immer noch nicht. Auch hatten sie sich noch nichts angezogen, obwohl es langsam kühl wurde. Statt dessen genehmigten sie sich ein Bier nach dem anderen und holten ihre Feuerzeuge raus, mit denen sie das Strandgut abfackelten. Uns wurde etwas mulmig, als sie eine große Reuse aus Kunststoff anzünden wollten. Ich konnte Mäfju überreden, die Bucht zu wechseln. Wir schoben also unsere Räder wieder zurück zum Parkplatz und suchten nach einer anderen Zeltmöglichkeit. Die nächste Bucht war menschenleer. Hinter ihr lag eine weitere Bucht und das Hotel, dessen Grundstück bis zum Meer reichte. Ich hielt es für das Klügste, beim Hotel zu klingeln und höflich zu fragen, ob wir hier irgendwo schlafen könnten. Ein freundlicher Spanier, möglicherweise der Hausmeister, kam zur Eingangstür. In einem gebrochenem Spanisch-Englisch-Mix versuchte ich ihm unser Problem deutlich zu machen. Er meinte, wir könnten in der Bucht neben dem Hotel schlafen. Zudem war er ursprünglich vom Festland (aus Sevilla) und arbeitet nun seit einiger Zeit auf Teneriffa, auch weil des Wetter hier meistens so schön ist. Auch zeigte er mir einige Regenpfützen, die noch Zeuge des heftigen Unwetters waren, welches hier vor einigen Tagen gewütet hatte. Nachdem wir unser Zelt aufgebaut hatten, schaute Mäfju noch einmal aus sicherem Abstand zu den zwei besoffenen Spaniern. Sie hatten mittlerweile die komplette Reuse in Brand gesteckt und das Feuer loderte mit hohen Flammen. Für uns bestand keine Gefahr in der neuen Bucht, denn in der Dunkelheit war weder unser Zelt noch wir zu erkennen. Wir aßen relativ spät (21 Uhr) Abendbrot und lagen dann noch eine Stunde auf unseren Isomatten mit Blick hoch zum Firmament und seinen unzähligen funkelnden Sternen. Inzwischen hatte jemand die Polizei informiert und die zwei Spanier von der Bucht wurden abgeführt. Wir sahen noch die Scheinwerfer des Polizeiwagens vorbei ziehen und legten uns dann gegen 22 Uhr in unser Zelt. Das Rauschen des Meeres war unüberhörbar, trotzdem konnte ich relativ schnell einschlafen.


22.Februar 2004
Statistik zum dritten Tag

Vormittag
Nachmittag
leicht bewölkt war es

leicht bewölkt war es


Tageskilometer
57,80 km
Gesamtkilometer
156,37 km
reine Fahrzeit
3:06:26 h
Start
11:00 Uhr
Ziel
16:15 Uhr
TopSpeed
46,6 km/h
Übernachtung

Playa de las Gaviotas
b. Igueste (0 m ü. NN)


tag 4 ...
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