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Tag 11: 01.03.2004 (42 km): zu den Hippies ins Valle Gran Rey

ein Meer aus Bananenstauten

Halb 7 war ich heute aufgewacht. Unsere Bucht liegt im Nordosten, deswegen kommt die Sonne erst etwas später rum. Ich vertrat mir die Beine und kam nach einer halben Stunde zurück. Unser Zelt lag immer noch im Schatten und so legte ich mich wieder hin und schrieb Postkarten. Erst 10 Uhr kam die Sonne hinter den Berg und wir aßen draußen ein Baguette mit Nutella und Honig. Es war immer noch etwas windig aber trotzdem nicht kühl.

Conrtad fotografiert die Bucht (im Hintergrund La Gomera)
der Atlantik vor unserer Haustür
Sonnenaufgang und der Teide

Wir hatten die Zelte 11 Uhr abgebaut und mussten zu aller erst einmal wieder nach Vallehermoso fahren. Das waren etwa 150 Höhenmeter. Wir überholten dabei einige Wandertouristen, ansonsten war kein Verkehr auf der Straße. Im Ort angekommen, suchten wir einen Supermarkt und füllten unsere Vorräte auf. Ich kaufte mir für knapp 7 Euro: 4 Baguette, 2 Packungen Kekse, 2 Liter Cola und 1,5 Liter Wasser. Etwa 12 Uhr verließen wir den Ort und der erste richtige Anstieg begann. Mir war immer noch bange, ob die Luft nach dem gestrigen Platten hält, aber bisher gab es keine neuen Probleme. Mäfju redete kurz nach dem Ort noch viel über sein Triathlontraining. Nach 10 Minuten fuhr jeder sein Tempo. Ich machte ab und zu ein Bild und verlor so etwas Boden auf Mäfju. Die Straße führte konstant bergauf. Das Tal und die Hänge waren üppig bewachsen. Die Sonne brannte zudem vom Himmel und der Schweiß lief mir wieder in die Augen. Wieder einmal war wenig Verkehr. Eine Touristin feuerte uns aus ihrem Auto lautstark an. Diese schöne Situation hatten wir zuletzt in Masca und hoch zum Teide erlebt. Mäfju hatte fünf Minuten auf mich gewartet. Aber weil ich meine Tempo gefahren bin, war ich nicht ausgepowert. Für den Anstieg aus Vallehermoso hatten wir bisher 75 Minuten benötigt. Der Weg gabelte sich und wir rasteten kurz an der Abzweigung nach Arure. Wäre man dieser Straße gefolgt, hätte man noch kurz den Ausblick von einem Sendemast genießen können. Zu einem Sendemast auf dem Bergrücken wollte Mäfju aber dann doch nicht fahren, denn dazu hätten wir wieder ein Stück runter gemusst.

mein Fahrrad während des Anstiegs hinter Vallehermoso

der Blick in das Tal von Vallehermoso

La Palma auf dem Atlantik

Die Sonne hatte sich nun durchgesetzt und durchflutete das Tal. Nach unserem kleinen Stopp ging’s noch ein Stück hoch. Dabei konnten wir einen etwa 40jährigen Mann, auf dem Fahrrad aber ohne Gepäck, überholen. Nach weiteren 500 Metern waren wir im Nationalpark. In diesem Gebiet durfte nicht gebaut werden, um die Natur möglichst lange zu erhalten. Etwa 10 % der Insel stehen unter Naturschutz und dies ist zugleich ist es ein Derodao für Wandersleute. Die Vegetation am Wegesrand war üppig. Mäfju hatte etwas von einem Regenwald im Rad-Forum gelesen. Klimatisch ist das natürlich nicht möglich, aber dieser Lorbeerwald ähnelte einem kleinen Regenwald, so dicht war er. Bei einer Weggabelung stieg ich ab und verschwand im Wald. Als ich wieder raus kam, stand eine Frau bei Mäfju. Ihr Mann hatte sich das Bein gebrochen und wir sollen ihr hinterher fahren und helfen. Das ganze kam mir etwas spanisch vor, denn sie hätte auch die Ambulance rufen können oder jemanden mit einem Auto anhalten können. Selbst als ein Autofahrer hielt und fragte, ob er helfen könnte, lehnte sie aber und wollte das wir ihr folgten. Wir fuhren etwa drei Minuten hinter ihr her bis sie anhielt und meinte: „Wenn wir unsere Räder hier stehen lassen und mit ihr im Auto weiter fahren, würde es schneller gehen.“ Wir ließen uns nicht auf diese Venusfalle ein, verabschiedeten uns höflich und fuhren wieder zurück auf unseren richtigen Weg in Richtung Valle Gran Rey. Wie ich gelesen hatte, war dies ein sehr fruchtbares Tal mit vielen Hippies, die dort leben. Mittag machten wir dann an einem Mirador im Nationalpark. Bis auf fünf Kurzbesucher waren wir allein und genossen den azurblauen Himmel. Es war zwar etwas windig hier auf über 1000 Meter Höhe, aber die Fernsicht war atemberaubend. Wir konnten sogar bis La Palma und El Hierro (La Gomeras Nachbarinseln) schauen. Gegen 16 Uhr fuhren wir zum Grand Rey. Außerhalb des Nationalparks führte die Straße an kleinen Ortschaften vorbei, in denen Honig angeboten wurde. Dann kam ein Tunnel, der aber wegen des Gefälles schnell durchfahren war und danach ein Mirador, an dem wir kurz hielten. Von hier aus sahen wir bereits das Tal. Die Straße schlängelte sich in vielen Serpentinen und endete letztlich am Meer, wo sich die zwei Dörfer Calera und Vueltas befanden. Es gab nur eine Straße ins Tal und wir vergegenwärtigten uns noch einmal, dass wir, im Falle einer Abfahrt, auf jeden Fall die 800 Höhenmeter wieder hoch fahren müssen. Wir wollten aber wieder am Meer schlafen und fuhren deswegen runter. Nach wenigen Minuten erreichten wir einen zweiten Tunnel, der etwas länger war, deswegen fuhren wir auf der alten Umgehungsstraße herum. Dabei schlängelten wir uns durch ein Gewirr von Steinen, die vom Berg gefallen waren.

Conrtad fotografiert die Bucht (im Hintergrund La Gomera)
der Blick ins Valle Gran Rey
Mäfju schlängelt sich durch das Steinmeer
kurzer Stop hinter dem letzten Tunnel
das üppige Grün des Valle Gran Rey

Nachdem wir die richtige Straße erreicht hatten, donnerten wir mit 50 km/h ins Tal. Ich machte drei Fotos und Mäfju wartete an einer Kurve auf mich. Wir beobachteten die Verhältnisse neben der Straße genau, konnten aber leider noch keine Zeltmöglichkeit finden. Uns blieb demnach nur die weitere Abfahrt zum Meer. Besonders auffallend waren die viele Wandertouristen die sich auf den Heimweg in ihre Pensionen befanden. Gegen 17 Uhr waren wir unten angekommen. An der Promenade liefen Touristen, Einheimische und Hippies bunt gemischt umher. Alle wirkten sehr relaxed. Die Hotels durften maximal drei Stockwerke besitzen, was diesen Ortschaften einen halbwegs natürlichen Charakter gab. Hinter dem kleinen Küstenstreifen erhob sich ein steiler Fels. Die Baufläche war somit begrenzt und fast alle Häuser waren sehr luxuriös. Im Gegensatz zum Nationalpark war es hier unten sehr warm und viele Leute badeten am Sandstrand. Nun mussten wir nur noch eine Stelle zum campen finden. Auf der Wiese hinter einem Hotel fanden wir recht schnell etwas. Doch war diese Stelle ganz dicht an den Häusern. Wir suchten weiter und fuhren bis zu einem kleinen Hafen. Dahinter führte eine Schotterpiste zu einer deutschen Hippiesiedlung. Hier hätten wir auf dem Schotterparkplatz am Meer schlafen können. Die Wiese beim Hotel empfanden wir letztlich besser und radelten wieder zurück. Bei der Wiese angekommen, warteten wir mit dem Zeltaufbau, denn noch waren einige Rentner in Sichtweite. Wir holten lediglich unsere Isomatten raus und genossen den Sonnenuntergang über dem Atlantik. Es dämmerte bereits und ein Spanier saß immer noch ganz in unserer Nähe. Wir bauten dann unser Zelt auf und ich war etwas erleichtert, als er 20 Uhr gegangen war. Unser Abendbrot aßen wir im Mondschein. Es gesellte sich noch eine schwarze Katze zu uns. Ich verwöhnte sie mit Käse, den sie tatsächlich fraß. Wir räumten dann unsere Sachen ins Zelt. Mäfju checkte noch einmal, ob man uns nicht doch von der Straße aus sieht. Sein Urteil: „Es geht halbwegs“. Wir befanden uns keine 250 Meter neben der Hecke der Hotelanlage, aber solange sich keiner beschwert ...

Conrtad fotografiert die Bucht (im Hintergrund La Gomera)
Mäfjus Sonnenuntergang
Conrads Sonnenuntergang
unser Zelt sehr nah an den Hotels Wir lagen noch bis 22 Uhr draußen und genossen den Sternhimmel, der nur durch den hellen Mond nicht perfekt sichtbar war. Mäfju erzählte von seinem Wunsch, zum Nordkap zu radeln. Ich hatte eigentlich nicht so richtig Lust, dem deutschen Sommer vier Wochen zu entfliehen, um sich dann mit Regen und Kälte rum zu schlagen. Aber wenn man sich dann einen Monat in Jena aufhält, sieht das Ganze vielleicht wieder anders aus. Und so kam es dann ja auch. Mich packte das Fernweh und so starten wir am vierten August unsere Tour in den hohen Norden.

Mäfju im Gegenlicht am Strand

Für diese Nacht befestigten wir die Räder mit dem Zelt, damit wir auch merken, wenn jemand etwas klauen will. Zudem ließen wir die Tür zum Vorderraum offen, damit wir den Dieb gleich sehen. Ich schlief dann relativ schnell mit dem Meeresrauschen ein.


1.März 2004
Statistik zum elften Tag

Vormittag
Nachmittag
leicht bewölkt war es

leicht bewölkt war es


Tageskilometer
41,56 km
Gesamtkilometer
533,54 km
reine Fahrzeit
3:05:41 h
Start
11:15 Uhr
Ziel
17:15 Uhr
TopSpeed
59,2 km/h
Übernachtung
Vueltas (Valle Gran Rey) - 0 m ü. NN
tag 12 ...

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