Tag 7: 23.07.2003 (127 km): durch Luxenburg an die Maas

ein Storch im französischen Kornfeld



Für diesen Tag hatten wir uns viel vorgenommen und es sollte auch einer der schönsten dieser Tour werden. Nachdem wir am Vortag ja nicht so viel geschafft hatten, wollten wir an diesem Morgen früh aufstehen, um verlorenes Terrain zurückzugewinnen. So schwangen wir uns kurz vor 10 Uhr in die Sättel und überquerten schon nach wenigen Minuten die Mosel und waren damit in Luxemburg. Gleich darauf mussten wir aus dem Moseltal abbiegen und kamen nun in sehr hügeliges Terrain. Ich hatte am frühen Morgen schon einen genauen Streckenplan aufgeschrieben, so dass wir ohne große Mühe durch das Gewirr der vielen kleinen Straßen hindurchfanden. Ich persönlich empfand die 3 Stunden in Luxemburg als die reizvollste Zeit während der Tour. Die Landschaft ist sehr schön: Das Gelände ist ziemlich hügelig mit einigen knackigen Anstiegen, die Häuser sind sehr gepflegt und nett anzuschaun, aber das beste war, dass uns in der ganzen Zeit kaum ein Auto begegnete. Erst als wir die französische Grenze in Esch erreichten, begegneten wir ein paar Autos. Inzwischen war es Mittag und wir kauften uns jeder etwas zu essen in einem Supermarkt. Hier gab es bei Conrad und mir erstmals Baguette, was für die folgenden Tage unser Hauptnahrungsmittel sein sollte. (neben den täglichen Unmengen an Gummitierchen natürlich). In Esch überquerten wir die Grenze zu Frankreich und meine Befürchtungen wurden schon in der ersten französischen Stadt bestätigt. Keiner von uns konnte französisch und wir fanden uns trotz guter Karten mit der Ausschilderung nicht zurecht. Wir hatten einige Probleme, den richtigen Weg zu finden und unsere, vor allem aber meine, Stimmung war am Boden. Nach einigem Gefluche und Verwünschungen des französischen Verkehrsamtes fanden wir aber doch den richtigen Weg.

Soldatenfriedhof des ersten Weltkrieges
Mäfju und Conrad

Etwa 20 Kilometer nach der Grenze lies der Verkehr deutlich nach und wir fuhren in landwirtschaftlich geprägter Landschaft auf kleinen Straßen nach Westen. Was unsere Karte aber auf den ersten Blick nicht verraten hatte, waren die vielen kurzen, aber trotzdem enorm anstrengenden Rampen, die es mit 20 kg Gepäck zu bewältigen galt! So einiges Mal überlegte ich, einfach anzuhalten und zu schieben, weil die immer wieder kehrenden Anstiege langsam die Moral untergruben! An der Strecke kamen wir an zahlreichen Soldatenfriedhöfen vorbei, da das Gebiet im ersten Weltkrieg stark umkämpft war (kein Wunder, Verdun war auch nur 35 km entfernt). Gegen 18 Uhr füllten wir noch mal unsere Vorräte auf, wollten aber noch ein Stück weiterkommen. Als uns ein Traktor überholte, witterten Conrad und ich unsere Chance ein wenig Kraft im Windschatten zu sparen. Wir traten beide an, jedoch schaffte nur ich den Anschluss und fuhr einige Zeit hinter dem Traktor her. Jedoch merkte ich nach einiger Zeit, dass meine Beine langsam weich wurden. Ich hatte den ersten richtigen Hungerast in meinem Leben, da ich bei diesem sehr anspruchsvollen Terrain nicht ausreichend gegessen hatte. Mir wurde schwindelig und ich musste absteigen. Ich stopfte alle Energieriegel, Schokolade und Kekse in mich hinein, die ich hatte. Trotzdem kam ich noch nicht wieder auf die Beine und Conrad und Nico zogen an mir vorbei. Ich brauchte noch ein paar Minuten, bevor ich mich wieder in den Sattel schwang . Am Gipfel des Berges warteten die beiden dann auf mich. Wir beschlossen, noch bis ins Maastal zu rollen und dort zu übernachten. Was wir bis dahin noch nicht gemerkt hatten, war ein schleichender Plattfuß an Nicos Rad.

Mäfju nach seinem Hungerast
Nico bemerkt seinen zweiten Plattfuß


Da wir keine Lust hatten, so kurz vor dem Tagesziel noch einmal zu flicken, pumpten wir den Reifen noch einmal richtig auf und Nico rollte vorsichtig ins Tal. Dort fanden wir auch einen Zeltplatz. Da aber weit und breit kein Besitzer oder Zeltplatzwärter aufzufinden war, standen wir vor dem Problem, niemanden fragen zu können, da ja keiner die Sprache beherrschte. Irgendwie machten wir dann doch eine zuständige Frau ausfindig und durften unsere Zelte aufschlagen. So standen unsere Zelte bereits halb acht und wir hatten mal einen ganzen Abend Zeit, uns zu erholen. Die Duschen enttäuschten uns etwas, aber ich schlief trotzdem mit großer Hoffnung ein, Paris nach diesem erfolgreichen Tag noch rechtzeitig zu erreichen.

unser Zeltplatz an der Maas
Nico beim flicken


Statistik zum siebten Tag:

23.Juli 2003
Vormittag
Nachmittag
leicht bewölkt war es
leicht bewölkt war es

Tageskilometer
127,29 km
Gesamtkilometer
916,44 km
reine Fahrzeit
6:18 h
Start
9:45 Uhr
Ziel
19:40 Uhr
TopSpeed
57 km/h
Übernachtung
Consenvoye an der Maas


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