Tag 2: 16.07.2006 (121 km): die erste Hitzeschlacht

unser Blick aus dem Zelt

Heute morgen wachten wir gegen 8 Uhr auf. In der Nacht war ich mehrmals wach geworden, denn es war noch etwas ungewohnt im Zelt zu schlafen (erste Zeltnacht seit neun Monaten). Alles in allem hatten wir aber gut geschlafen. Die Sonne stieg gegen 9 Uhr über die Berge und bereits jetzt hatten sich die ersten Badegäste einen Platz am Strand gesichert. Es war Sonntag und ein großer Zulauf schien sehr wahrscheinlich. Nach dem Frühstück bin ich eine Runde schwimmen gegangen. Es war sehr erfrischend. Außer mir hatte sich noch kein Spanier ins Wasser gewagt, denn es hatte nur etwa 21°C. Kurz vor 11 Uhr kamen wir vom Strand weg. Gleich am Ausgangspunkt der heutigen Etappe gab es eine Quelle, an der wir unsere Trinkflaschen füllen konnten. Anschließend stieg die Straße bis nach Ibarrangelo stetig an. Links und rechts der Straße standen bereits viele Autos, deren Besitzer mit Sicherheit auf dem Weg zum Playa Laga waren.

Mäfju am Morgen

Körperpflege gehört zum Pflichtprogramm !
parkende Badegäste erschweren die Fahrt

Conrad sucht Schatten auf der Küstenstraße

Durch teils bewaldetes Gebiet ging es nach einer 100 Meter hohen Kuppe wieder bergab ins malerische Örtchen Ea. Bereits jetzt waren wir völlig verschwitzt, denn das Thermometer zeigte 30 °C im Schatten. Hinter Ea stieg die Straße erneut über Ispaster nach Lekeitio an, um anschließend wieder zum Meer abzufallen. Auch in Lekeitio herrschte reges Badetreiben und die Straßen waren komplett zugeparkt. Erstmals hatten wir aber einen tollen Ausblick von der Straße auf das Meer. Der azurblaue Himmel rundete das Raderlebnis vollständig ab. Über teils bewaldete teils offene Straßenabschnitte fuhr es sich äußerst angenehm. An einer Quelle machten wir einen kurzen Stopp und füllten unsere Radflaschen auf. Mäfju wusch sich noch die Hände und das Gesicht. Um mich abzukühlen, hockte ich mich unter das eiskalte Bergwasser und hatte anschließend ein gelungenes Bild und komplett nasse Sachen, die aber in der Hitze innerhalb von Minuten wieder trockneten.

Erfrischung am Wegesrand

Dusche - YEAH !!

innerhalb von 5 Minuten war Conrad wieder trocken
malerische Orte am Wegesrand

Ondarroa mit dem Playa Saturraran

Ondarroa

Mittagspause bei 39 °C im Schatten

erste Anstiege an der Küstenstraße

erfrischendes Eis zum Nachmittag

die Küste flimmert in der Hitze

Idylle am Meer

Gegen 14 Uhr hatten wir Ondarroa erreicht. Hier befand sich der Playa Saturraran. Dieser Strand wäre unsere Ausweichmöglichkeit für die erste Nacht gewesen. Leider war er mehr als durchschnittlich, denn er befand sich direkt neben der Ortschaft und bot direkten Einblick von der Straße. Zudem wären es noch einmal weitere drei Fahrstunden unterwegs gewesen, die wir gestern Abend nicht mehr geschafft hätten. Wer also eine nette (wilde) Übernachtungsstelle am Meer sucht, ist mit dem Playa Lage (50 Kilometer Entfernung vom Flughafen) sehr gut bedient. Im nächsten Örtchen Mutriku machten wir im Schatten spendenden Park 14:30 Uhr Mittagspause. Es gab Nutella, Brot, Käse und Wasser. Zum Glück konnten wir im Schatten Essen, denn an diesem frühen Nachmittag waren bereits mehr als 34°C im Schatten. Nach der erholsamen Pause fuhren wir über die rote, aber nicht sehr stark befahrene 634, über einen 225 hohen Pass, was zugleich die bisher höchste Erhebung des Tages war. Die umliegenden Berge waren teilweise nur noch mit Grasland bedeckt und langsam kam das Gefühl im Gebirge zu sein. Zumindest sah man am Horizont das Panorama der Pyrenäen. Während des Anstiegs kamen wir ordentlich ins Schwitzen. Umso mehr freuten wir uns über die lange Abfahrt. Über Zumaia und Gateria konnten wir ohne größere Erhebungen am Meer entlang fahren. Endlich konnte ich etwas Führungsarbeit leisten, denn während des welligen Terrains lag Mäfju immer etwas vor mir. In Zumaia angekommen, belohnten wir uns mit einem großen und leckeren Eis. Mäfju klagte über Magenschmerzen, aber sein Eis genoss er trotzdem in vollen Zügen. Über Onio folgten wir dem mäandrierendem Rio Oria. Nicht topfeben, wie die Karte vermuten ließ, mussten wir noch einige Höhenmeter überwinden und schafften es am späten Nachmittag immerhin auf mehr als 1000 Höhenmeter. Wir wollten die größere Grenz- und Hafenstadt San Sebastian weiträumig umfahren und wählten deswegen die südlich verlaufende GI 2132 über Hernani. Im dem Ort holten wir uns kostenloses Wasser in einer Bar. Der Barkeeper war sehr freundlich und machte und noch Eiswürfel in die Radflaschen. Im örtlichen Park machten wir Pause. Mittlerweile hatten wir beide Kopfschmerzen von der Sonne. Wir mussten uns nun dringend ausruhen. Wir chillten etwa 30 Minuten und ich rutschte für ein Foto die Kinderrutsche runter. Dummerweise war die Rutsche derart heiß, dass mir nun auch noch die Beine und der Hintern brannte – aber was tut man nicht alles für ein gutes Bild ...

heftige Kopfschmerzen (aufgrund der Hitze) zwangen uns zum Stop auf dem Kinderspielplatz

Kinderfreude auf dem Spielplatz

Anschließend fuhren wir über die gelbe GI 3671 bis Ugaldetxo. Hier gab es kleine Bars und saftige Wiesen. Wir hatten uns jedoch den Stausee bei Endorra als Tagesziel heraus gesucht und mussten uns deswegen noch über einen mehr als 420 Meter hohen Pass arbeiten. Noch waren es zehn Kilometer, aber ich hatte bereits jetzt kräftigen Hunger. Für eine längere Pause blieb jedoch keine Zeit, sodass ich nur einen Riegel und Dextroenergie aß. Die Straße stieg stetig an. Bald fuhren wir auf dem Zahnfleisch. Mäfju war mir – wie bereits den gesamten Tag – zwei Kurven voraus. In einer Kehre wartete er aber auf mich. Es war bereits 20 Uhr und wir hatten eigentlich keine Lust und kaum noch Kraft, weiter zu fahren. Wir versuchten uns irgendwie zu motivieren und fuhren nach der kurzen Pause bis zu einem Tunnel. Dieser hatte eine Länge von 200 Metern und war unbeleuchtet. Zum Glück kam kein Auto und so konnten wir ihn problemlos passieren (auch wenn Mäfju beinahe über einen großen Stein gefahren wäre, der mitten auf der Straße gelegen hatte). Hinter dem Tunnel gab es am linken Straßenrand eine Quelle, an der wir unsere Flaschen auffüllen konnten.




kraftzehrende Anstiege hinter Ugaldetxo (oben)
in Ugaldetxo und die Berge im Visier (links)

am Limit - Mäfju trinkt sein letztes Wasser



Anschließend ging es endlich bergab. Den Stausee im Visier, fuhren wir knapp 200 Höhenmeter nach unten. Die Umgebung war sehr bewaldet und die tollen Ausblicke ließen die Schmerzen des Anstiegs vergessen. Wir hatten bereits unser Ziel – den Stausee – aus einiger Entfernung gesehen. Wir fuhren dann die erste Straße, welche nach rechts abführte, zu ihm herunter. Wie für uns geschaffen, fanden wir am Ende der Straße eine kleine Wiese am Stausee. Ohne lange zu warten, bauten wir dort unser Zelt auf und wuschen uns im See. Der Uferbereich war sehr schlammig aber mit Sandalen und Tefas war es kein Problem. Es gab nur einige Mücken und so blieben wir noch etwas länger draußen, ehe wir uns 23 Uhr schlafen legten.


eine Tunneldurchfahrt - zum Glück ohne Verkehr (links)
Mäfju findet eine Quelle am Wegesrand (oben)

unsere Zeltstelle am Stausee bei Endorra

Statistik zum 02ten Tag

leicht bewölkt war es
Vormittag
leicht bewölkt war es
Nachmittag

Tageskilometer
121,51 km
Gesamtkilometer
171,53 km
Höhenmeter
1575 (2168)
maximale Höhe
424 Meter
Durchschnittsgeschwindigkeit
18,4 km/h
reine Fahrzeit
6:43:53 h (9:11:49 h)
Start
11:00 Uhr
Ziel
20:45 Uhr
TopSpeed
58,0 km/h
Temperatur
23 - 35 °C
Übernachtung
am Stausee
Übernachtungshöhe
225 m über NN
Trinken

6,0 Liter Wasser
0,5 Liter Cola
Ausgaben
1,5 Euro für Eis

Tag 1 / Tag 3


bilder und texte sind urheberrechtlich geschützt © by conrad philipp und matthias weißbrodt 2002 - 2006