Tag 9: 23.07.2006 (122 km): mit Vollgas zum Meer

eine sehenswerte Festung im Pyrenäen-Vorland

Heute morgen standen wir erst spät auf. Irgendwie war keine rechte Motivation vorhanden und das Meer schien noch so fern. Zudem war der Himmel bedeckt und es sah nach Regen aus. Nach einer ausführlichen Morgendusche und einem langen Frühstück kamen wir erst gegen 11:30 Uhr los. Es war Sonntag und so waren wir glücklich noch zwei Baguette in dem Campingplatzeigenen Supermarkt kaufen zu können. Nachdem wir uns also komplett mit Essen eingedeckt hatten, fuhren wir auf der roten D117 19 Kilometer bis nach Puivert durch sehr welliges Terrain. Die Aussicht war äußerst angenehm, denn in nicht allzu großer Entfernung sahen wir die Ausläufer der Pyrenäen. Zudem war die Straße trotz ihrer verzeichneten Größe erfreulicherweise sehr wenig befahren. Der erste nennenswerte Pass (Col de la Babourage) war schnell überwunden. Er hatte immerhin noch eine Höhe von 655 Metern, aber wir befanden uns selbst relativ hoch, sodass es nicht einmal 200 Höhenmeter zu überwinden galt. Hinter dem Pass eröffneten sich uns die Weiten des Pyrenäenvorlands. Erstmals mussten wir uns mit schlechten Asphaltverhältnissen abfinden. Der Bodenbelag war dermaßen schlecht, dass er unsere Fahrt deutlich abbremste. Wir kämpften uns durch und nahmen den zweiten Pass des Tages (601 Meter Höhe) und genossen die anschließende Talfahrt. Dabei begeisterten uns vor allem die zahlreichen Serpentinen.

noch 100 km bis zum Meer

die letzten Ausläufer der Pyrenäen

Im Tal befand sich die Ortschaft Quillan. Am heutigen Sonntag hatte nur eine Snackbar geöffnet, bei der eine Büchse Cola 2,40 Euro kostete. Das war uns zu teuer und so radelten wir noch ein paar Kilometer weiter und machten in Cariva Rast. In einem kleinen Straßenrestaurant aßen wir Crepe, welcher mit Ei, Schinken und Pilzen gefüllt war. Mäfju gönnte sich außerdem noch einen weiteren Crepe mit Nutella. 14:15 Uhr fuhren wir weiter. Überraschenderweise fuhren wir gleich nach dem Stop durch ein enges Tal mit Steil aufragenden Fels links und rechts der Straße. Die Straße war sehr abenteuerlich durch den Fels geschlagen. Kurz bevor wir die zehn Kilometer lange Schlucht passiert hatten, ließ Mäfjus Hinterrad Luft. Schnell war klar, dass es ein Platten war und er seinen Reifen flicken musste. Während der 20minütigen (!) Wartezeit schaute ich mir eine Gruppe von Raftern, an die ihre Boote gekonnt durch die enge Schlucht manövrierten. Mäfjus Luft schien zu halten und so konnten wir weiter fahren. Sechs Kilometer später stieg die Straße noch einmal auf 534 Höhenmeter zum Col Camperie an. Der Pass war sehr angenehm zu fahren, denn endlich schien die Sonne, die Straße war breit, aber fast unbefahren und der Anstieg vollzog sich sehr moderat. Nach dieser letzten Steigung ging es nur noch bergab.

zum Mittag gab es Crepe

interessante Fahrt durch eine enge Schlucht

Mäfju reperiert seinen Plattfuß

Rafter während meiner Wartepause

strahlend blauer Himmel nach dem letzten Pass

auf meinem Gepäck hatte sich eine Libelle verfangen

ausgetrocknet und relativ flach gestaltet sich das Pyrenäenvorland

Das Pyrenäen-Vorland zeichnete sich durch intensiven Weinbau aus. Nicht zu unrecht fuhren wir auf der rue de vine. Mäfju erinnerte die Landschaft an die Nordküste von Sardinien. Mit der Sonne war auch die Temperatur deutlich angestiegen und so zeigte sie am heutigen Nachmittag mehr als 39°C. Wir hatten großen Durst, aber fanden dummerweise keinen geöffneten Supermarkt. Selbst die Snackbars hatten zu dieser Uhrzeit alle geschlossen. Die Anzahl der Ortschaften war begrenzt und so mussten wir 35 Kilometer dürstend fahren, bis wir endlich in Estagel eine geöffnete Tankstelle fanden. Wir holten uns sechs Liter Wasser, einen Liter Cola, 1,5 Liter Tonic und eine Büchse Eistee. Wir bogen im Ort rechts in Richtung Süden ab und befanden uns auf der gelben 612. Den Straßenwechsel hatten wir aus zwei Gründen vollzogen. Zum einen konnten wir Perpignan südlich umfahren und außerdem lag noch das größte Weinfass der Welt auf unserem Weg. Mäfju konnte nach einigen Minuten Rechenaufwand (es waren fast 40°C im Schatten) das Volumen des Fasses mit



auf 1.000.000 Liter berechnen. Nach der kurzen geistigen Ablenkung, mussten wir wieder ordentlich in die Pedalen treten, denn uns erwartete noch der 265 Meter Hohe Col de la Bataille. Eigentlich wäre die Steigung von 150 Höhenmeter kein Problem gewesen, aber die Hitze forderte fast unsere gesamten Kraftreserven. Oben angekommen, trank ich meine Büchse Eistee binnen sechs Sekunden aus.

bei einer Tankstelle kaufen wir viel Wasser

Schweiß überströmt auf dem Col de la Bataille

Anschließend ging es bis nach Millas nur bergab. Von dort führte eine schlecht asphaltierte Straße bis nach Thuir. Hier drehte sich alles um Wein. Sehr schick war die Innenstadt hergerichtet. Im Zentrum des Ortes befand sich ein großes Museum nach klassizistischen Baustil. Leider gab es nur geführte Besichtigungen, die einmal pro Stunden statt fanden. Wir fühlten uns jedoch zu dreckig und verstunken und radelten nach einer kurzen Pause weiter. Bereits jetzt stand fest, dass wir es nicht zum Mittelmeer schaffen würden. Mittlerweile waren wir 120 Kilometer gefahren und bis zum Meer wären es noch weitere 40 Kilometer. Laut Karte befand sich ein See nicht allzu weit von uns entfernt. Die Zeltlage war dort ungewiss und so entschieden wir uns, einen auf der Karte eingezeichneten Zeltplatz bei Tranillas anzusteuern. Zuerst sind wir an dem Zeltplatz vorbei gefahren, denn wir sahen nur einen Sportplatz, vor dem sich ein kleines Wäldchen befand. Bei genauerem Hinsehen konnten wir die Campingwiese ausmachen. Wir waren die einzigen Gäste und jeder bezahlte 5,50 Euro an die Platzaufseherin, die weg fuhr, nachdem sie uns abkassiert hatte. Wir hatten heute 122 Kilometer bei einem Schnitt von mehr als 25 km/h geschafft. Das war eine unserer schnellsten Etappen und wir gönnten uns eine lange Pause auf der Wiese. Mein Vater hatte uns eine Jugendherberge für Barcelona organisiert und ich ließ mir die Details zur Anfahrt durchgeben. Nach einem ausgedehnten Abendessen, genossen wir gegen 22 Uhr den Sonnenuntergang über dem Sportplatz. 23 Uhr legten wir uns ins Zelt, benötigten aber keinen Schlafsack, denn es waren immer noch 28°C Lufttemperatur.


Conrad checkt seine mails auf dem Zeltplatz





Mäfju am Ende unserer neunten Etappe

den Zeltplatz hatten wir für uns alleine


Statistik zum 09ten Tag

leicht bewölkt war es
Vormittag
leicht bewölkt war es
Nachmittag

Tageskilometer
121,99 km
Gesamtkilometer
822,07 km
Höhenmeter
819 (12562)
maximale Höhe
656 Meter
Durchschnittsgeschwindigkeit
25,3 km/h
reine Fahrzeit
4:48:44 (44:41:42 h)
Start
11:30 Uhr
Ziel
18:45 Uhr
TopSpeed
63,8 km/h
Temperatur
23 - 39 °C
Übernachtung

Zeltplatz 30km vorm Mittelmeer
Übernachtungshöhe
116 m über NN
Trinken



4,5 Liter Wasser
0,8 Liter Cola
1,2 Liter Tonic
0,3 Liter IceTea
Stärkungen
1 Mars und Dextro
Ausgaben


8 € Crepe
8 € Trinken
5 € Zeltplatz

Tag 8 / Tag 10


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